Toni Tautz zählt zu den größten Fans des Salzstreuners. Seit dem Erscheinen von Heft 1 im Jahr 2010 hat er keine Ausgabe des Stadtmagazins verpasst. Und auch fast keine weggeworfen. Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehung zu unserem Blatt haben wir den Kenner der Salzufler Kneipenszene bei der Auswahl unserer Interviewpartner stets hintangestellt. Bei der letzten Ausgabe ist uns das egal. Wir haben mit Toni eine kleine Zeitreise durch die Welt des Salzstreuners und der Salzufler Kneipenszene gemacht …
Moin Toni, du hast tatsächlich noch alle 151 Ausgaben des Salzstreuners?
Ja, bis auf eine. Bei der ist mir ein Bier drübergekippt – oder war es eine Gulaschsuppe? Jedenfalls musste ich sie wegschmeißen.
Warum behältst du die alten Salzstreuner-Ausgaben? Liest du sie etwa nochmal?
Ja. Das habe ich gerade erst wieder getan. In meinem letzten Urlaub habe ich alle nochmal durchgeguckt. Fast jeden Abend habe ich mir vor dem Einschlafen zehn Hefte hingelegt und sie nach und nach durchgelesen. Mich hat vor allem interessiert, welche Veranstaltungen und Konzerte in den vergangenen Jahren in unserer Stadt stattgefunden haben. Die Nachgesalzt-Berichte, die ich in den ersten Jahren oft ignoriert habe, waren daher jetzt umso interessanter für mich.
Viele Veranstaltungen hast du auch selbst besucht …
Richtig. Vor allem bei den Konzerten im Bahnhof war und bin ich nach Möglichkeit immer dabei. So nah, so live und oft auch so günstig solch tolle Bands zu erleben, das ist schon außergewöhnlich. Vor allem für eine Kurstadt wie Bad Salzuflen.
Welche Bahnhofsveranstaltungen der letzten Jahre zählen zu deinen Favoriten?
Die Reggaekonzerte von Marley‘s Ghost sind jedes Mal ein großes Fest. Der Laden ist fast immer rappelvoll und die Stimmung ist einfach unglaublich. In musikalischer Hinsicht bleibt Andy Fairweather Low unerreicht. Das Brett, das er und seine drei Musiker jedes Mal im Bahnhof raushauen, erinnert phasenweise sogar an den Sound der großen Big Bands. Schade, dass Andy das geplante Konzert für den kommenden April absagen musste. Aber immerhin kommen die KaiserBeats wieder. Von den Jungs habe ich bislang kein einziges Bahnhofskonzert verpasst. Ich erinnere mich noch an den ersten Auftritt in Bad Salzuflen. Da kannten die vier Musiker die alten Songs, die sie spielten, noch gar nicht richtig. Deswegen mussten sie sowohl die Noten als auch die Texte vom Blatt ablesen. Mittlerweile liefern die KaiserBeats unglaublich spektakuläre Live-Shows.
Tatsächlich hast du auch selbst einige Male Musik im Bahnhof gemacht.
Korrekt. Bis vor rund zehn Jahren habe ich für Hochzeiten, Vereins- und Geburtstagsfeiern ab und zu Musik aufgelegt. Auch im Bahnhof stand ich einige Male mit meiner eigenen CD-Sammlung am DJ-Pult. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang gern an eine Weihnachtsfeier des SV Werl-Aspe, bei der irgendwann fast alle Gäste auf den weißen Tischen tanzten. Zu dem 80er-Song Infinity von Guru Josh – dieses Bild werde ich nie vergessen.
Apropos nie vergessen: Als der Salzstreuner 2010 zum ersten Mal erschien, waren einige Lokale, die für uns in den 1990er- und 2000er-Jahren wichtig waren, schon nicht mehr da. Was waren die Fixsterne deiner wilden Kneipenjahre?
Das kommt darauf an, welche Kneipenjahre du konkret meinst. Zu meiner Bundeswehrzeit war die Laterne ein fester Anlaufpunkt am Wochenende. Allerdings befand sich das Lokal damals noch in der Roonstraße. Anschließend ging es ins Glashaus oder über die DEA-Tankstelle in den Partykeller eines Kumpels. Zehn Jahre später, zum Ende der 1990er-Jahre, hatte ich mit zwei Arbeitskollegen ein eigenes Bermuda-Dreieck ausgearbeitet. Wir sind fast immer im Comedy, im ehemaligen Zambo, gestartet und anschließend per Taxi zu Jupp in die Nante gefahren. Zum Abschluss sind wir dann ins Bon spaziert, das sich über dem Muckefuck befand. „Jeden Samstag Treppe hoch“, das war ein geflügeltes Wort für uns. Und wenn es dann ganz Dicke kam, haben wir auch noch Ernst bis sechs Uhr in den Herforder Bierstuben besucht. Trotzdem bin ich am Sonntagmorgen um zehn Uhr aufgestanden, da ich als Schiedsrichter um elf Uhr auf dem Platz stehen musste. Irgendwie habe ich das immer geschafft …
Seit wann bist du Schiedsrichter?
Ziemlich genau seit 30 Jahren. Vor wenigen Wochen habe ich dafür eine Ehrung bekommen.
Macht dir das Pfeifen immer noch Spaß? Der Umgang auf dem Spielfeld wird ja zunehmend ruppiger.
Ich habe in meiner ganzen Schirilaufbahn noch keine größeren Probleme auf dem Spielfeld gehabt. Daher macht mir das Pfeifen auch immer noch Spaß. Außerdem hält es mich fit. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich noch einige Jahre als Schiri aktiv sein werde. Ich kenne Kollegen, die selbst mit 70 Jahren noch dabei sind.
Gab es Spiele, an die du dich besonders gern erinnerst?
Absolut. Zum Beispiel an mein erstes Spiel, bei dem ich gleich einen Spieler wegen Meckerns vom Platz gestellt habe. Das hatte ich mir bis dahin gar nicht zugetraut. Und dann war da ja auch noch das Benefiz-Spiel in Werl-Aspe, das die Salzufler Trainerlegende HaKa Dick im Sommer 1997 organisiert hatte. Neben Thomas Helmer haben auch die damaligen Bayern-Stars Raimond Aumann, Christian Ziege und Alexander Zickler mitgespielt. Ich durfte als Linienrichter dabei sein und habe das erste und einzige Autogramm meines Lebens gegeben.
Zum Schluss noch ein Satz zu deinem Namen Toni …
Den trage ich schon seit rund vierzig Jahren, obwohl er nicht in meinem Pass steht. Als Kind war ich ein großer Fan von Harald Toni Schumacher. Und da ich bei unserer Straßenmannschaft 1. FC Weiße Breden 1981 im Tor stand, hat mir ein Mannschaftskamerad diesen Namen verpasst.
Rainer Tautz