Was für ein wundervoller musikalischer Theaterabend! Aufgeführt wurde eine Romanze in der goldenen Ära des Jazz. Dass diese Romanze erst nach neun Jahren ihr Happy End findet, gibt den Akteuren reichlich Gelegenheit, die Jahre 1950 bis 1959 in all ihren Facetten anzureißen – vom Koreakrieg bis Sputnik und natürlich den wichtigsten Jazz-Musikern jener Epoche.
Die quirlige Kunststudentin Dawn und der vermögende Francis – ein echter Vanderbilt – treffen sich an jedem 27. September im legendären Jazzclub Birdland. Die meisten dieser Treffen enden leider chaotisch. Ihre unterschiedlichen Auffassungen, was Politik, Koreakrieg und Rassentrennung angeht, artet bei ihnen stets in Streit aus. So weit die Rahmenhandlung.
Die zweite Ebene ist die Story um die Legenden des Jazz. Hier wird nichts verklärt. Angesprochen werden Drogenkonsum und Rassismus, mit denen die damaligen – zumeist schwarzen – Musiker konfrontiert wurden. Untermalt wurde die jazzige Seite des Stücks immer wieder von Musikeinlagen der dreiköpfigen Band um Ausnahmesängerin San Glaser: Mischa Schumann am Flügel, Arnd Geise am Kontrabass und Felix Dehmel an den Drums. Letzterer erntete für sein minutenlanges fulminantes Drum-Solo direkt nach der Pause begeisterten Applaus.
Charlotte Heinke (die für Nini Stadlmann eingesprungen war) als Dawn und Sascha Rotermund als Francis spielten überzeugend das streitsüchtige Liebespaar. Volker Präkelt schrieb nicht nur das Buch und führte Regie, sondern brillierte als weiser Barkeeper dezent im Hintergrund.
Fazit: Sowohl die drei Schauspieler als auch die Musiker, allen voran eine stimmlich glänzend aufgelegte San Glaser, versetzten das Publikum mit ihrer Präsenz und zahlreichen Jazz-Klassikern eindrucksvoll in die goldene Ära des Jazz, wobei „Autumn in New York“ – passend zum Herbstanfang – natürlich nicht fehlen durfte!
Uwe Voehl