Reist man quer durch die Vergangenheit von Bad Salzuflen, so kann man sich sicher sein, früher oder später interessanten Persönlichkeiten zu begegnen. Nur das Fortbewegungsmittel kann man sich bei diesen Reisen nicht aussuchen: Denn mit welchen Fahrzeugen die einzelnen Geschichtsetappen verknüpft sind, schreibt die Vergangenheit selbst vor …
Reisen wir zurück in eine Zeit, in der sich in Deutschland eine bahnbrechende Entwicklung vollzog. Nachdem das deutsche Eisenbahnnetz im 19. Jahrhundert begründet wurde, dauerte es nicht lange, bis das Streckennetz auf rasante Art und Weise wuchs. Deutschland wurde bald sogar zu dem Land, das nach den USA und Großbritannien über das drittgrößte Schienennetz verfügte. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte der aus Baden-Württemberg stammende Eisenbahn-Pionier, Wirtschaftstheoretiker und Diplomat Friedrich List: Dieser hat nämlich nicht nur den Deutschen Zollverein ins Leben gerufen, sondern auch das deutsche Eisenbahn-Schienennetz mitbegründet.
Die nächste Etappe unserer geschichtlichen Reise führt also über Schienen ins nächste Jahrhundert – sie endet mitten in Bad Salzuflen. Hier erkannte ein Nachkomme von Friedrich List den Zeitgeist im Nachkriegsdeutschland der wirtschaftlich blühenden 1950er-Jahre. Der Ruf nach Luxus und Dekadenz wurde lauter, Automobile wurden beliebte Statussymbole. Da aber viele heimische Modelle den Ansprüchen einiger Herren der Zeit nicht mehr genügten, musste etwas Vornehmeres her. Also etablierte Andrew Francis Charles List, genannt A.F.C. List, in Bad Salzuflen die erste deutsche Importzentrale für Luxuskarossen des britischen Automobilherstellers Rolls-Royce.
Angeschlossen an seine Firma war zudem eine Tankstelle sowie eine Mercedes-Benz-Vertretung. Der Standort in der Herforder Straße 103 beheimatete auch in den folgenden Jahrzehnten ein Mercedes-Benz-Autohaus. Heute befindet sich hier allerdings eine Großbaustelle. Es entsteht ein Neubau.
Der dritte Halt der Reise wird also im Rolls-Royce angesteuert. Die Strecke ist diesmal allerdings deutlich kürzer. Und das sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht: Denn von der Herforder Straße geht es nur noch gut fünf Kilometer weiter in das Schötmar der 1980er-Jahre. Rosemarie Reibchen, Tochter von A.F.C. Lists Gattin Marga List, baute hier gemeinsam mit ihrem Ehemann Dieter Reibchen das Messezentrum Bad Salzuflen auf. Heute führt ihr Sohn Andreas Reibchen das erfolgreiche Unternehmen.
Welche Transportmittel hier genutzt werden, hängt jetzt und in der Zukunft vor allem vom jeweiligen Messeprogramm ab: Bei der Custombike-Show geht es aufs modifizierte Motorrad, zur neuen Customz & Cruiserz fanden im vergangenen August auch ausgefallene und exotische Vierräder ihren Weg.
Quelle: Paetzold, Karl Heinz (2008): Aus Salzuflens vergangenen Tagen. Ein Bildband mit Anekdoten und Anmerkungen. MPS: Bad Salzuflen, S. 276 – 278.