Christina Tornau hofft, dass in Aspe bald wieder Handball gespielt werden kann. // Foto: Madeline Rasche

Der Erfolg des Damenhandballs in Bad Salzuflen ist eng mit dem Namen Christina Tornau verbunden. Bei der HSG Bad Salzuflen hat die damals sechzehnjährige „Chrissi“ das Handballspielen für sich entdeckt, um wenig später selbst entdeckt zu werden – vom Turnverein Einigkeit Herrentrup. 1989 folgte sogar der Aufstieg mit dem Blomberger Ortsteilklub in die 2. Bundesliga. Seit 1997 ist Chrissi wieder in Bad Salzuflen handballerisch aktiv. Die SG Knetterheide-Schötmar, deren Stammvereine heute zur „Handball Bad Salzuflen“-Gemeinschaft zählen, hat sie als Spielerin, Trainerin und Teammanagerin zu sportlichen Höhenflügen geführt. Wir haben mit ihr über eine blöde Zeit gesprochen.

Mit Spaß bei der Sache – das Damenteam von HBS. // Foto: privat

Hallo Chrissi, gibt es zurzeit überhaupt so etwas wie einen aktuellen Stand bei den Handballdamen in Bad Salzuflen, über den man berichten könnte?
Was soll ich sagen? Fest steht wohl nur, dass es die sportliche Saison 2020/2021 de facto nie gegeben haben wird. Unser erstes Damenteam hat in der aktuellen Saison bislang drei Spiele absolviert, die Zweite noch gar keins. Über Tabellenstände und sportliche Ziele für diese Spielzeit zu sprechen, erübrigt sich also. Wir hoffen auf den Start einer halbwegs normalen Saison 2021/2022. Vielleicht im September …

Und was passiert dann mit der aktuellen Spielzeit? Gibt es Aufstiege und Abstiege?
Für die Oberliga, in der unsere Erste spielt, soll es ein Aufstiegsturnier geben. Alle Mannschaften der Klasse können teilnehmen und um den Aufstieg in die 3. Liga spielen. Wir haben auf die Teilnahme verzichtet, weil sie einfach keinen Sinn machen und zu viele Fragen aufwerfen würde. Wir wissen heute noch längst nicht, wann und ob dieses Turnier überhaupt stattfinden kann. Daher wäre es auch völlig unklar, wie wir uns darauf vorbereiten sollen. In den kommenden Wochen ist jedenfalls noch kein Training möglich. Außerdem könnten wir bei diesem Aufstiegsmodus nicht absehen, in welcher Staffel der 3. Liga wir schließlich landen würden. Eine Saison in der Gruppe Nord-Ost mit Fahrten nach Berlin oder gar Rostock wäre nicht zu stemmen.

In einer normalen Saison hättet ihr aber durchaus um den Aufstieg mitspielen können?
Absolut. Corona hat uns regelrecht ausgebremst. Wir haben auch in dieser Saison einen starken Kader mit drei hervorragenden Neuzugängen zusammengestellt. Wir hätten in jedem Fall oben und damit auch um den Aufstieg mitspielen können.

Auf welcher Ebene finden das Vereinsleben und die Betreuung der Mannschaften aktuell statt?
Wie bei den meisten anderen Gemeinschaften auch: Auf einer Ebene, fast ohne persönliche Begegnungen. Im Orga- und Trainerteam wird viel telefoniert und auch die eine oder andere Videokonferenz ist dabei. Die Mädels haben von den Trainern einige Anweisungen und Trainingspläne bekommen, die sie auch eigenverantwortlich umsetzen. Darüber hinaus bemühen wir uns darum, den Kontakt zu unseren Sponsoren aufrechtzuerhalten. Denn auch ohne die geht gar nichts …

Ohne Spaß, ohne Spiel, ohne Publikum. // Foto: privat

Wie gehen die Sponsoren mit dieser besonderen Saison um?
Einfach unglaublich. Wir wissen, dass einige Vereine durch ausgefallene Spiele auch in Sachen Sponsoring und Unterstützung erhebliche Probleme bekommen werden – oder schon haben. In Bad Salzuflen scheint allerdings alles etwas anders zu sein. Unsere großen Sponsoren bleiben alle an unserer Seite und auch die kleineren bemühen sich darum, uns weiterhin zu unterstützen. Nicht für jeden Betrieb ist das aufgrund der eigenen unsicheren Situation möglich. Doch wer kann, bleibt dabei – auch ohne dass das Werbebanner am Sonntag in der Halle hängt. Der Handballsport – bei den Männern und auch bei den Frauen – ist in Bad Salzuflen viel tiefer verwurzelt als in manch anderer Stadt. Sowohl bei den Fans als auch bei den Sponsoren.

Wie macht sich das bei den Fans bemerkbar?
Na, vor allem durch die Besucherzahlen bei unseren Spielen. Wenn wir antreten, ist in unserer Halle immer richtig was los. Das sieht bei vielen anderen Vereinen ganz anders aus. Selbst bei einigen Auswärtsspielen sitzen mehr Fans und Unterstützer von Handball Bad Salzuflen auf der Tribüne als von der Heimmannschaft –
selbst in der Oberliga. Diese für Bad Salzuflen und Lippe typische Begeisterung für den Handball gibt es nicht überall; vielleicht noch in den Hochburgen rund um Minden.

2003/2004: Die Knetterheidis steigen auf. // Foto: privat

Glaubst du, dass Corona eurem Sport nachhaltig schaden wird?
Natürlich. Die finanziellen Probleme einiger Vereine hatte ich bereits angesprochen, aber das ist noch längst nicht alles. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Aktive einfach den Anschluss an ihren Mannschaftssport verlieren werden, da die Ausübung zurzeit einfach nicht möglich ist. Sie sehen sich um, orientieren sich neu und machen dann vielleicht nach der Pandemie etwas anderes. Im schlimmsten Fall sogar etwas ohne Sport. Besonders bei den Kindern sehe ich große Probleme. Und je mehr dieser Ausnahmezustand zum Dauerzustand wird, desto dramatischer werden die Folgen sein.

Die Frage nach einem Wunsch für deinen Verein erübrigt sich wohl.
Es muss einfach bald wieder weitergehen. Und dafür müssen sich alle anstrengen. Für die Zeit nach der Pandemie wünsche ich mir, dass wir die Salzufler Sportlandschaft weiterhin mit unserer Lieblingssportart Handball bereichern können, dass die Jugendarbeit noch weiter in den Fokus rückt und wir alle gemeinsam wieder Handball Bad Salzuflen leben dürfen. Vor allem wünsche ich mir endlich ein Wiedersehen in der Hölle Aspe.

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