Mächtig was los in Bad Salzuflens letztem Nachtclub. Nachdem die Premiere der neuen „Kult trifft Kult“-Veranstaltungsserie mehr als 150 Gäste in das Etablissement in der Ahornstraße gespült hat, ist nun eine Filmcrew aus Dortmund angerückt. Das Till macht auf Kino.
Die Szene erinnert an ein Mafiaepos von Coppola, Scorsese oder Sergio Leone. Zwei gutgekleidete Männer sitzen sich in der Plüschecke einer Bar dicht gegenüber und demonstrieren in betont relaxt-abfälligem Ton ihre Überlegenheit und Lässigkeit. Der eine will etwas haben, das der andere ihm schuldet. Zwischen ihnen klemmt ein schmächtiger Mann, der sich nicht nur sichtlich unwohl, sondern auch wie im falschen Film zu fühlen scheint. Die Sätze der beiden zwielichtigen Gestalten sind knapp, die Mienen eingefroren, keiner von ihnen wagt sich aus der Deckung. Als die Spannung unerträglich zu werden scheint, überfährt das Motorengeräusch eines draußen vorbeifahrenden 18-Tonners die Szenerie. Letzteres stand so nicht im Drehbuch …
„Bitte nochmal“, ruft daher ein vierter Mann, der etwa drei Meter entfernt von den Gesichtsduellanten gespannt auf einen Monitor blickt. Dem Regisseur, Zejnula Sahiti, gefiel schon „eine ganze Menge an dem Bild“, das sich vor seinen Augen abspielte, doch die Geräusche der Straße haben das perfekte Ergebnis zerstört. Insgesamt acht Mal lässt Zejnula Sahiti den Take wiederholen – bis endlich das im Kasten ist, was in der Vorstellung des Regisseurs und Drehbuchautors bereits seit rund einem Jahr existiert.
Zejnula Sahiti ist Absolvent der Westfälischen Akademie für Medien in Dortmund. Die Szene im Till Eulenspiegel gehört zum Kurzfilm „Wo ist Walter?“, den Sahiti gemeinsam mit seinem Kommilitonen und Kameramann Christian Schultz als Diplomarbeit abliefern wird. Zudem soll das Drama (laut Zenjula Sahiti geht es in dem Film um nichts anderes als um Karma) zu Beginn des kommenden Jahres gleich auf mehreren Festivals präsentiert werden.
Dank des Talents und des dichten Netzwerks der beiden Filmschaffenden konnten für „Wo ist Walter?“ gestandene Profis für die weiteren Aufgaben vor und hinter der Kamera gewonnen werden. Die im Till Eulenspiegel agierenden Markus Kloster, Peter Kotthaus und Halil Yavuz sind Vollblutschauspieler mit reichlich Bühnen- und TV-Erfahrung. Und ein Teil der „Wo ist Walter?“-Crew ist üblicherweise am „Alarm für Cobra 11“-Set anzutreffen.
Im Gegensatz zum bewusst ausgesuchten und zusammengestellten Team war die Wahl des Till Eulenspiegel als Drehort für eine Schlüsselszene des Films dagegen eher ein Schnellschuss. Erforderlich wurde er, da der ursprünglich vorgesehene Schauplatz der mafiaesken Szene nach einer wilden Party nicht mehr bespielbar war. Nun wird also Salzuflens Nachtclub auf den Festivals der Welt zu sehen sein. Inhaberin Sabine Groth freut sich über die unerwartete Aufmerksamkeit, die ihrem Lokal zukommt.
Achtung Spoiler: Nicht nur das Till, sondern auch Curry Drexhage wurde für den Film entdeckt. Er wurde kurzerhand für eine mörderische Nebenrolle engagiert. Vielleicht weiß er, wo Walter ist …