Wo heute ein nüchternes Mehrfamilienhaus steht, befand sich früher eines der inoffiziellen Wahrzeichen Bad Salzuflens: Die Türmchen-Villa in der Wenkenstraße 31.
Das 1902 erbaute Gebäude thronte auf dem Hügel oberhalb des Kurparks. Es bildete den Hintergrund für viele Postkarten und Privataufnahmen. Von den ersten Tagen an konnte die Villa Strunk prominente Gäste empfangen: Der lippische Fürst Leopold IV. residierte bei seinen Besuchen in Bad Salzuflen gerne hier. Über viele Jahre hat er seine Sommerfrische im fürstlichen Sol-Bad Salzuflen verbracht. Mit großer Diele, hohen Räumen und modernem Badezimmer war das Haus nicht nur ein großzügiges Gebäude, sondern auch technisch sehr modern aufgestellt.
Am Ende der 1920er-Jahre zog Dr. Braun in das Haus, das fortan als Sanatorium Dr. Braun Kurgäste beherbergte und junge Mädchen für Gesundheitsberufe (vor-)ausbildete. In 15 Gästezimmern kamen die Patienten unter. 1944 wurde der Betrieb auf Veranlassung des Kreisleiters Wedderwille eingestellt – die NS-Volkspflegerinnen-Schule aus Bielefeld kam bis Kriegsende hier unter. Es folgten – wie bei zahlreichen anderen Häusern der Stadt – verschiedene Beschlagnahmungen durch die Alliierten. 1948 verstarb Dr. Braun, doch seine Frau konnte mit Hilfe der Landesversicherungsanstalt Westfalen den Betrieb wieder aufnehmen. Fortan kamen dank eines Vertrages mit der Betriebskrankenkasse und einer Hamburger Werft vor allem norddeutsche Gäste in das schöne Haus zurück.
Ende der 70er-Jahre war die Villa nicht mehr wirtschaftlich zu führen. Sie wurde verkauft. 1978 stellte der neue Eigentümer einen Abbruchantrag, um den heutigen Neubau zu errichten. Die Stadt genehmigte den Abbruch. Aber nicht alle wollten dem Abriss kampflos zusehen: Mit Flugblättern und Leserbriefen wurde der Erhalt der Türmchen-Villa gefordert. Doch der zuständige Ausschuss sah sich nicht mehr in der Lage, das Verfahren noch aufzuhalten, um das Gebäude zu retten. 1979 fielen die Mauern …
Kommentare
Das Haus mit dem Turm war in der Wenkenstrasse 43, nicht 31!!! Wir wohnten dort zur Miete bis 1955. Unter dem Turm war die Kueche, direkt unter dem Turm eine Rumpelkammer, durch die man dann hochstieg. – Ich erinnere mich noch daran, als nach dem Gleichstrom der Wechselstrom kam, den es aber in Extern schon gab. Unsere elektrische Eisenbahn, PiccoExpress, fuhr naemlich nur mit Wechselstrom. -Wir zogen dann in die [Adresse von der Redaktion entfernt].
Hallo Gerald, vielen Dank für deinen Hinweis. Wir werden noch einmal auf Spurensuche gehen und deine Korrektur mit unseren Recherchen abgleichen!
als Antwort an Gerald Sobotta
Die übliche Geschichte …. Was für ein wunderschönes Kleinod wurde damals leichtfertig zerstört. Ein Jammer, dass es von der Türmchenvilla keine alten Innenaufnahmen gibt. Auch das alte Badezimmer, welches höchstwahrscheinlich ein hochkarätiges Jugendstilbadezimmer war – jedenfalls bis nach dem Krieg, war sicherlich ein Augenschmaus und bauhistorisch hochspannend. Die schönen Fenster, Fliesen, Türen, Fenster – damals gab es noch keine Historischen Baustoffe. Die beste Lösung aber ist: ……Stehenlassen und komplett denkmalsgerecht sanieren! Die alten Handwerkstraditionen und liebevollen Artefakte respektieren und solche Bauten als landmark bewahren.