Zurück vom Kurviertel in der Langen Straße setzen wir den Weg am Herforder Tor fort in Richtung Salzhof.
Während auf der linken Seite Bauten der 30er- und 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu sehen sind, erwartet uns kurz vor dem Salzhof das (neben dem Rathaus) wohl meistfotografierte Motiv der Altstadt. Die Fachwerkgiebelhäuser, Lange Straße 33-41 stammen aus dem 17. Jahrhundert und zeigen sich im Stil der Weserrenaissance, die die Region geprägt hat. Über der Tür zum Haus Nr. 41 findet sich die Inschrift „Stadt- und Bädermuseum im Haus Obermeier“. Ende 2010 wurde das Museum geschlossen, weil Kosten und Besucherzahlen in keinem günstigen Verhältnis zueinander standen. Bis dahin fand der Besucher hier, nach dem Umzug aus dem Hintergeschoss der Konzerthalle, nicht nur viele verschiedene Fundstücke der Stadtgeschichte, sondern auch eine umfangreiche Sammlung zur Deutschen Bädergeschichte. Darunter auch die größte Sammlung von Trinkgefäßen deutscher Kurbäder. Vor der Übernahme durch den engagierten Stadtarchivar Franz Meyer und einer damit verbundenen Neuorganisation der Ausstellung war das Museum übrigens eher für einen gewissen „Schwund“ an Ausstellungsstücken und das Einlagern von Wildbret bekannt… Aber das stellte sich erst im Rahmen eines langen Prozesses heraus.
Die Inschrift „Haus Obermeier“ verweist auf das dunkelste Kapitel der Stadt Bad Salzuflen: Nicht erst im Zuge der Lippischen Landtagswahl im April 1933 fasste der Nationalsozialismus auch Fuß in unserer Stadt. Die Verfolgung politisch Andersdenkender und vor allem von Mitbürgern jüdischen Glaubens begann auch in Bad Salzuflen. Die Familie Obermeier, die das Haus Lange Straße 41 bewohnte, bekam dies unmittelbar zu spüren. Siegfried Obermeier, der hier seit 1900 ein Haushalts- und Eisenwarengeschäft führte, war zugleich letzter Vorsteher der Jüdischen Synagogengemeinde Bad Salzuflens. Die Synagoge befand sich in der Mauerstraße, unmittelbar angrenzend an den hinteren Hof des Hauses. An ihrer Stelle steht heute das Mahnmal „Alte Synagoge“, nachdem das Gebäude selbst in der Reichspogromnacht 1938 in Brand gesetzt und anschließend abgerissen wurde. Im selben Jahr erwarb die Stadt das Haus. Von der Familie Obermeier überlebte nur ein Sohn, der nach England emigrieren konnte – seine gesamte Familie kam trotz zunächst erfolgreicher Flucht in die Niederlande in den Vernichtungslagern um. Die Nachkommen der Familie leben heute in den USA. Das Gebäude wurde 2010 von der Stadt verkauft und soll künftig ein italienisches Restaurant beherbergen – die neuen Besitzer haben aber angekündigt, auch dem traurigen Teil der Geschichte ihres Hauses angemessen Rechnung tragen zu wollen.
Doch zurück zur Langen Straße: Heute ist kaum vorstellbar, wie sich früher der Verkehr in beide Richtungen durch die enge Stadt quälte. 1970 hieß es deshalb im „Bad Salzufler Kurbegleiter“ wohl auch: „Gewiß würden Sie unseren Stadtvätern manchmal ganz gern den Kopf gehörig waschen, wenn Sie beim Bummel durch die „City“ zeitweise mehr auf den Verkehr achtgeben müssen als auf das, was Sie sich eigentlich anschauen wollten. Aber das soll in nicht mehr ferner Zeit besser werden. Und wahrscheinlich wird der ganze Stadtkern zwischen Salzhof und Kurpark eine Fußgängerzone. Das natürlich nicht im Eiltempo!“ Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis zwischen Salzhof und Herforder Tor das erste Stück der Fußgängerzone eingerichtet wurde.