Eine der sichtbarsten Veränderungen der jüngsten Zeit hat das Quartier am Ostertor durchgemacht: Die 2008 fertiggestellte Ostertor-Galerie ist das inzwischen dritte stadtbildprägende Gebäude an dieser Stelle – zuvor stand hier die erste katholische Kirche Salzuflens, finanziert von Hoffmann’s Stärke. Ab den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte dann die städtische Sparkasse Bad Salzuflen hier ihren Hauptsitz. Mit dem Neubau der Sparkasse an der Rudolph-Brandes-Allee, dem Parkhaus und der Ostertor-Galerie präsentiert sich hier einer der „Eingänge“ der Innenstadt in zeitgemäß modernem Look. Und modern geht es auch hinter den Fassaden zu – wobei Gemütlichkeit und Historie sich nicht ausschließen, sondern hier eine Verbindung eingehen.
Die Ostertor-Galerie beherbergt heute nicht nur den REWE-Markt und das „Best Western“-Hotel, sondern auch einen Ort der Bildung: Die Stadtbücherei lädt mit lichtdurchfluteten Räumen zum Verweilen, Lesen und Träumen ein – nicht nur bei besonderen Veranstaltungen wie etwa Lesungen. Mit dem „Franki’s“ hat sich im Erdgeschoss der Ostertor-Galerie ein neuer Treffpunkt für Jung und Alt entwickelt. Vor allem der Mittagstisch ist nicht nur für die schnelle, köstliche Mittagspause eine Empfehlung.
Das heute nicht mehr existierende Ostertor lag am Ende der Straße nach Osten – OSTERstraße – gen Schötmar. Die Passage in oder auch aus der Stadt war an dieser Stelle allein durch das Ostertor möglich und natürlich auch nicht zu nachtschlafender Zeit, denn dann waren die Tore zu! Streng kontrolliert wurde, wer ein- und ausging. Ausländische Händler (aus Herford, aus Bielefeld…) hatten nur zu den freien Märkten das Recht ihre Waren in Salzuflen zu verkaufen. Diese fanden mehrmals im Jahr an besonders ausgewiesenen Tagen statt.
Heute muss man nicht mehr auf besondere Tage warten, um in den Genuss viele ausländischer Leckereien zu kommen: Gerade rund um das Ostertor hat sich eine echt internationale Vielfalt entwickelt. Freunde des italienischen Essens kommen bei Stavros in der „Taverna“ auf ihre Kosten und nur ein paar Schritte weiter ist orientalisches Flair bei „Munzur“ zu finden. Ebenso wie beim Nachbarn „Harput-Grill“ kann hier der kleine und große Hunger gestillt werden – vor Ort oder zum Mitnehmen. Der Blick auf das bunte Treiben rund um die vielbefahren Kreuzung am Ostertor lädt auch im Nichrauchercafe vom „Bäckerjungen“ zum Verweilen ein.
Das Ostertor scheint als erstes der Tore der Stadt (des Weiteren gab es ja noch das Herforder, Schliepsteiner und Heßkamper Tor) fertig gestellt gewesen zu sein. Eine Urkunde erwähnt es im Jahre 1509, eine inzwischen verloren gegangene Inschrift datierte es sogar auf das Jahr 1472. So drohte in den Jahren des Dreissigjährigen Krieges (1618 – 1648) ein Kriegsherr der Stadt, gegebenenfalls die Schlüssel für das Tor selbst mitzubringen, sollte Ihnen nicht freiwillig geöffnet werden. In Anbetracht der Kanonen des schwedischen Regiments öffnete man doch lieber das Tor.
Erst nach 1835 begann man mit dem Abbruch der Stadttore und der Mauer. Salzuflen wuchs: der Kurort etablierte sich, Hoffmann Stärke kam in die Stadt – und die Tore hatten ihre Kontrollfunktion verloren… standen sie doch inzwischen vielmehr dem wachsenden Verkehr im Weg.
Anstelle des früheren Wächterhauses, wo der Hüter des Ostertores wohnte, befindet sich heute ein Geschäft, in dem in- und ausländische Waren feilgeboten werden: In der Chocolaterie von Petra Lorenz kann man die Vielfalt der Schokolade genießen. Direkt gegenüber der süßen Verführung gibt es dagegen scharfes: Mit dem indischen Restaurant „Zambo“ hat eine neue Geschmacksrichtung Einzug in die Stadt gehalten. So ist über die Jahrhunderte aus einem trennenden Tor eine Verbindung zwischen vielen Kulturen und (Geschmacks-)Welten entstanden…