Ein „Leben als Mensch“ versprach der Titel der Lesung mit Autor Jan Weiler und damit schräge, treffende und auch liebevolle Einblicke in ein kunterbuntes Stück Familienalltag, die der Düsseldorfer mit viel Wortwitz, Schreib- und Schauspieltalent zum Besten gab. Knapp 170 Besucher tauchten in der Gelben Schule ein in die Welt von Sara, Clara, Nick, Antonio, Heidi Dörper und den Brotmanns. Ob die Erkenntnis, dass die Auto-Rückbank Ohren hat, seit die Kinder da sind oder der eifrige Geschlechterkampf bei Lammkeule und Salzstreuer – Jan Weiler nahm die Zuhörer mit auf einen wilden Ritt durch die Höhen und Tiefen des Familienlebens. Und das zustimmende Nicken oder beifällige Gemurmel machte deutlich: Auch dem Salzufler Publikum war eine „dermatologische Stalin-Orgel“ wie Heidi Dörper nicht gänzlich unbekannt und die Selbsterkenntnis „Früher hatte ich Argumente – heute habe ich Kinder und Internet“ konnte mancher offensichtlich auch gut nachvollziehen. Selbst die mitgeschleiften Ehemänner, zu deren Gunsten Weiler inzwischen auf das Verlesen von Fußballergebnissen verzichtet. „Da las ich dann immer in den grummelnden Gesichtern der mitgeschleiften Ehemänner: Danke, jetzt brauch ich das Aktuell Sportstudio auch nicht mehr gucken“. Interessant an der Mischung in der Aula der Gelben Schule übrigens: Nur eine Handvoll mitgeschleifter Ehemänner, dafür waren aber wirklich alle Altersstufen vertreten.

Der leidenschaftliche Bahnfahrer und eifrige Sammler von Zugdurchsagen verstand es, sein Publikum zu fesseln und die alltäglichen Missgeschicke, Höhepunkte, Zahnspangentransporte und das Grillen von Milchreis vor dem geistigen Auge lebendig zu machen. Mit sichtlichem Spaß am Vortrag und am Spiel intonierte Weiler abwechselnd den italienischen Schwiegerpapa, das sich zum „Pubertier“ entwickelnde Töchterchen oder auch seine Lieblingsansage „Thank you for reising with deutsche Bahn“. Gleich zwei Mal konnten sich die Salzufler übrigens freuen, Premieren- oder Testpublikum zu sein: Zum einen für eine neue Kolumne, die sich intensiv mit italienischer Zahlenmystik beim Lottospiel befasste und zum anderen bei einem neuen Programmpunkt von Weiler’s Lesungen: „Darüber lacht Thilo Sarrazin“.

Ermöglicht hatte den Auftritt von Jan Weiler der Förderverein der Stadtbücherei und so freuten sich Büchereileiterin Regina Link und Fördervereinsvorsitzende Tanja Perunovic gleichermaßen über das Zuschauerinteresse und den gelungenen Abend.

Beim anschließenden Signieren seiner Werke musste Weiler bei dem großen Andrang allerdings auf seinen Lieblingssatz verzichten: „Da kam mal eine Frau auf mich zu und sagte den klassischen Satz: `Herr Weiler, ich habe im Bett so über Sie gelacht.´ Das hört man doch gerne.“

Wer von Jan Weiler nicht genug bekommen kann: Seine Kolumne „Mein Leben als Mensch“ gibt es jetzt auch im Internet. – jeden Montag per E-Mail als Newsletter oder als Podcast. Zu finden unter www.janweiler.de.

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