Albern, böse, witzig: Jörg Knör hat zum Auftakt der Stadtwerke-Projektwochen eindrucksvoll bewiesen, was Kabarett und Comedy bieten können – wenn es denn von jemandem präsentiert wird, der (wie er) schwer was auf dem Kasten hat.
Länger als zwei Stunden feuerte der gebürtige Wuppertaler eine Pointe nach der anderen in die dicht besetzten Stuhlreihen des Kur- und Stadttheaters. Wie man es von seinen Auftritten kennt, bekam er dabei jede Menge Unterstützung von zahlreichen Personen des öffentlichen Interesses. Helmut Schmidt, Papst Johannes Paul II, Rudi Carrell, Peter Alexander und Reiner Calmund: Sie alle schauten mal rein und standen dem scheinbar alleskönnenden Entertainer hilfreich zur Seite. Singend, tanzend, gestikulierend. Nur wenige Requisiten reichten aus, um die Stars von gestern und heute auf der Bühne (fast) leibhaftig auftreten zu lassen. Immer wieder und mühelos fand Knör den inhaltlichen Bezug zum derzeitigen Tagesgeschehen; kein Wunder – schließlich umfasst sein Repertoire so viele Promis, dass fast zwangsweise immer einer dabei sein muss, der durch Peinlich- und Auffälligkeiten aktuelle komödiantische Steilvorlagen für Knörs Attacken liefert.
Die erst vier Tage vor seinem Auftritt gelaufene Bundestagswahl und die neue, überflüssige Biografie von Boris Becker bereiteten Knör ein äußerst üppiges Themenbuffet, an dem er sich auch nur allzu gern bediente. Doch es waren nicht nur die Schönen, Reichen, Mächtigen und Berühmten, die Knör per Parodie oder Schnellzeichnung (à la Dalli-Dalli-Oskar) ins Bühnenlicht der Öffentlichkeit zerrte. Auch Bad Salzuflen selbst und Knörs Publikum mussten als Zielscheibe seiner kleinen Gemeinheiten und charmanten Frechheiten herhalten. Den Vogel schoss dabei eine Gruppe von Kurgästen ab, die aufgrund der XXL-Spielzeit (und der Klinik-Sperrstunde) nicht bis zum Ende des Programms bleiben konnte. Zwischen den zwei Möglichkeiten „nicht auffallen” und „aufstehen” entschied sie sich für die letztere Alternative und wurde somit unfreiwillig zum Teil der Show – zumal sich ihre Sitzplätze (die sie verlassen mussten) nicht zentraler hätten befinden können.
Einige Minuten und Lacher später war dann auch für das restliche Publikum Schluss – es entließ Jörg Knör mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen. Ein gelungener Auftakt der Stadtwerke-Projektwochen, die noch bis Ende November weitergehen. ta