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Largo Winch: Der Preis des Geldes
Olivier Masset-Depasse
Mit Tomer Sisley, James Franco, Clotilde Hesme
100 Minuten
Action
Capelight Pictures
Largo Winch: Der Preis des Geldes erhält von uns
Auf den ersten Blick besitzt Largo Winch fast alles, was das Herz begehrt. Er hat nicht nur ein milliardenschweres Firmenimperium, sondern auch einen 15-jährigen Sohn, in den er ganz vernarrt ist. Doch dann versuchen Unbekannte, seinen Filius mit Waffengewalt zu entführen. Wenig später gerät auch seine Unternehmensgruppe in finanzielle Schieflage. Bald wird deutlich, dass Largo Winch das Opfer einer Intrige ist. Allein kann er diese kaum aufklären. Zum Glück erhält er durch die Influencerin Bonnie und seine Mitarbeiterin Chloé Riva Unterstützung.
„Largo Winch: Der Preis des Geldes“ adaptiert eine erfolgreiche franko-belgische Abenteuer- bzw. Comicserie. Mit „Largo Winch – Tödliches Erbe“ und „Largo Winch II – Die Burma Verschwörung“ gab es auch bereits zwei weitere Filme, an die das neue Werk lose anknüpft, ohne dass Vorkenntnisse zwingend erforderlich wären. Allerdings schafft es Largo Winch inzwischen immer seltener auf die große Leinwand. Auch das neue Abenteuer kam bei uns gleich als Video-on-Demand bzw. Silberling heraus. Das hat seine Gründe, auch wenn der neue Film kein kompletter Totalausfall ist.
So weiß die Ausstattung grundsätzlich zu gefallen und sieht auch nicht billig aus. Es ist dem Film anzusehen, dass die Sequenzen immerhin nicht einfach vor Greenscreens im Studio heruntergekurbelt wurden. Zudem punktet der Abenteuerfilm mit überraschenden Wendungen und ist an einigen Stellen sogar spannend. Für Kontinuität sorgt Tom Sisley („Don’t Look Up“), der bereits zum dritten Mal und inzwischen ziemlich routiniert den Milliardär Largo Winch verkörpert. Als Kontrast zu ihm spielt Élise Tilloloy („Top Floor“) recht erfrischend die Influencerin Bonnie und mit James Franco („127 Hours“) weht sogar ein Hauch Hollywood durch die franko-belgische Produktion.
Klingt alles gar nicht so schlimm? Warum hat der Film dann bei einem Budget von rund 17 Millionen US-Dollar weltweit nur gut 3,6 Millionen eingespielt und es bei uns nicht einmal in die Kinos geschafft? Weil viele Spannungsmomente aufgesetzt wirken und nicht innerfiktional begründet sind. Stattdessen sind sie zu offensichtlich darauf ausgerichtet, das Publikum künstlich im Ungewissen zu lassen oder an der Nase herumzuführen. Weil „Largo Winch: Der Preis des Geldes“ zwischendurch so tut, als sei er ein „Bond“-Film, aber an dem damit verbundenen Anspruch immer wieder scheitert. Das ist etwa der Fall, wenn Milliardär Largo mit dem geklauten Motorrad bis an die Zähne bewaffnete Entführer verfolgt und dem auf ihn einprasselnden Kugelhagel irgendwie per Wheelie entgeht. Das ließe sich vielleicht mit etwas (Selbst-)Ironie auffangen – immerhin hat Largos Gegenspieler eine ganz ähnliche Schwäche, wie Bond-Antagonist Renard in „Die Welt ist nicht genug“. Doch davon ist hier so gut wie nichts zu spüren. Stattdessen kleistert der Film diese und andere Makel – wie logische Probleme des Plots, Klischees und Ungereimtheiten – mit blutiger Gewalt zu. Nicht überzeugen kann über weitere Strecken insbesondere die Kameraarbeit – selbst wenn unmotivierte Zooms und immer wieder auftretende Wackeleien Stilmittel sein sollten. Auch James Franco, der immerhin bereits zwei Golden Globes gewonnen hat, sowie Clotilde Hesme („Lupin“) können das Ganze nicht retten, und bleiben unter ihren Möglichkeiten.
„Largo Winch: Der Preis des Geldes“ ist nicht nur kein besonders guter Film. Er erreicht auch nicht einmal das Niveau seiner beiden Vorgänger. Da diese bereits keine cineastischen Offenbarungen waren, reicht das in der Endbewertung nur für knappe zwei von fünf Wheelies.
Ingo Glatzer
Der Trailer zu Largo Winch: Der Preis des Geldes: