Red Dawn
Erscheinungsjahr: 1984
Regie: John Milius
Drehbuch: Kevin Reynolds, John Milius
Kamera: Ric Waite
Musik: Basil Pouledouris
Produktion: Buzz Feitshans, Barry Beckermann
Mit Patrick Swayze, Charlie Sheen, Lea Thompson, Jennifer Grey, C. Thomas Howell, Darren Dalton, Brad Savage, Ben Johnson, Doug Toby
114 Minuten
Action / Thriller, ab 18 Jahren
Capelight Pictures
Es gibt Filme aus den 80er-Jahren, die sich unauslöschbar in das Gedächtnis ihres damals jugendlichen Publikums eingebrannt haben. Die Rote Flut (Red Dawn) von John Milius zählt definitiv zu diesen Streifen. Einige eindrucksvolle Szenen, eine aufwühlende „Was wäre, wenn?“-Prämisse und ein äußerst glückliches Händchen bei der Besetzung der Hauptrollen machen Red Dawn sogar heute noch sehenswert. Und das, obwohl sich die Story recht schnell so entwickelt wie ein Schneesturm im Fernseher nach Sendeschluss: chaotisch und schwer zu erkennen, worum es eigentlich geht.
Die eindrucksvollste Szene von Red Dawn ist bereits nach wenigen Minuten abgefrühstückt: Vor der Schule der US-amerikanischen Kleinstadt Calumet schweben still und leise sowjetische sowie kubanische Fallschirmjäger vom Himmel herab. Mit der Stille ist es allerdings nicht weit her. Kaum haben die Soldaten nämlich einen Fuß auf die amerikanische Erde gesetzt, eröffnen sie auch schon gleich das Feuer auf den Lehrer der Schule sowie auf die völlig irritierten Schülerinnen und Schüler.
Geistesgegenwärtig und gemeinsam mit ihren Freunden Robert, Danny, Daryl und Aardvark entfliehen die Brüder Jed (Patrick Swayze) und Matt (Charlie Sheen) dem Massaker, das Teil einer landesweiten Invasion zu sein scheint. Wie gut, dass Roberts Vater über eine kleine Tankstelle mit einem gut sortierten Outdoor- und Waffenlager verfügt. Mit Jeds Pick-up retten sich die Teenager zu ihm, um sich großzügig mit Gewehren, Munition und Ausrüstung eindecken zu lassen. Das Ziel der Freunde sind die Berge von Colorado, wo sie sich vor den Invasoren in Sicherheit bringen wollen – was ihnen auch zunächst gelingt.
Nach Wochen in der Wildnis trauen sich die Schüler dann doch mutig aus ihrem Versteck, um Kontakt zu anderen US-Amerikanern aufzunehmen. Sie kehren in ihre Heimatstadt zurück und erfahren, dass die feindlichen Truppen die Menschen in Calumet unter ihre Kontrolle gebracht, inhaftiert oder gar exekutiert haben. Darunter auch die nächsten Verwandten der geflohenen Jungen. Ein Besuch bei dem befreundeten, älteren Ehepaar Mason bringt schließlich das gesamte Ausmaß der Invasion zutage. Die Masons berichten von der Teilbesatzung der USA – einschließlich Colorados – durch das sowjetische, nicaraguanische und kubanische Militär. Zudem vertrauen sie den Geflüchteten ihre Enkeltöchter Toni und Erica an, die sie seit der Invasion in einem Verschlag versteckt halten. Aus den ehemaligen Schulkameraden wird eine Gruppe von furchtlosen Widerstandskämpferinnen und -kämpfern …
Red Dawn – typisch 80er, typisch John Milius
Wie Rambo, Top Gun und fast alles mit Chuck Norris oder Arnold Schwarzenegger ist Red Dawn ein weiteres Paradebeispiel für das Actionkino der Reagan-Ära: martialisch, patriotisch und bisweilen ideologisch überzeichnet. Regisseur, Patriot und Waffenfreund John Milius verzichtet auf eine narrative Spannung zugunsten eines hohen Bodycounts und einer kompromisslosen Darstellung von Gewalt. Von 1986 bis 1988 wurde Red Dawn sogar im Guinness-Buch der Rekorde als „Film mit den schlimmsten Gewaltszenen“ geführt.
Dennoch ist Red Dawn als Produkt seiner Zeit seltsam faszinierend, weil er die Ängste und die politischen Spannungen des Kalten Krieges auf drastische Weise einfängt und überhöht. Wären die Zeiten aktuell nicht ebenso ungewöhnlich und latent bedrohlich wie in den 80ern, würde der Film eher als kulturelles Artefakt denn als spannendes Actionkino überzeugen.
Besonders bemerkenswert ist zudem die Besetzung der Rollen. Die im Entstehungsjahr des Films noch recht unbekannten Newcomer Patrick Swayze, C. Thomas Howell, Charlie Sheen, Jennifer Grey und Lea Thompson sollten schon bald zu den größten Kassenmagneten und beliebtesten Teenie-Idolen Hollywoods zählen.
So griff sich Patrick Swayze nur ein Jahr später die Fackeln im Sturm, während sich C. Thomas Howell mit Hitcher – dem Highwaykiller auseinandersetzen musste. Lea Thompson reiste 1985 als Mutter von Michael J. Fox Zurück in die Zukunft und Charlie Sheen brillierte im oscarprämierten Oliver-Stone-Kriegsdrama Platoon. Jennifer Grey durfte drei Jahre nach Red Dawn eine Wassermelone tragen, um Patrick Swayze wiederzusehen – sie beide bildeten das tanzende Traumpaar Baby und Johnny in Dirty Dancing. (ta)
Der Trailer zu Red Dawn: