Museum of Deutschland
Marius Notter
112 Seiten
16,99 €
Humor
Ullstein Buchverlage
Ist Deutschland ein Museum? Marius Notter beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja. Als Beleg hat der Kurator und Menschenbeobachter Markus Notter einen äußerst eindrucksvollen Museumsführer erstellt. Ein Blick in den Bildband der Ausstellung lohnt allemal. Der Katalog unterhält, verwirrt und erinnert im schlimmsten Fall an die eigene typisch deutsche Schrulligkeit.
Pünktlichkeit, Sauberkeit und Ordnung – mit manchen ihnen anhaftenden Klischees kommen die meisten Menschen durchaus gut zurecht. Vor allem wir Deutsche deuten diese Stereotypen dann gern als „deutsche Tugenden“ und fühlen uns hervorragend damit.
Was aber, wenn diese Tugendhaftigkeit auf die spießige Spitze getrieben oder durch schräge Anwandlungen erheblich angereichert wird? Verzweifeln oder amüsieren? Podcaster und Irgendwie-alles-mit-Medien-Mensch Marius Notter entscheidet sich für Letzteres und stellt einige der skurrilsten Auswüchse deutscher Kultur in ein Museum. Ein Gebäude oder einen Eintrittspreis braucht es dafür nicht.
Hinsehen und staunen
Augen auf und hinein ins Museum, das geht nach Notter an jedem Tag. Denn die Ausstellung findet im echten Leben und auf digitalen Plattformen statt – also überall dort, wo sich Menschen heute begegnen.
Man muss nur hinsehen, um das Programm zu genießen. Penibel durchchoreografierte Streitigkeiten unter Nachbarn, kurzzeitige Annexionen von besonders reizvollen touristischen Aussichtspunkten sowie (natürlich) unmissverständlich gekennzeichnete, temporäre Besitzansprüche von Liegestühlen in Hotelanlagen: Alles das und noch viel mehr kann Deutschland.
Noch viel mehr und viel Neues aus dem Museum of Deutschland gibt es auf Instagram zu sehen. Hier hat das Programm mittlerweile ein neues Level erreicht. Die Memes und bildlich dargestellten Exponate, aber mittlerweile auch die Kommentare zu den Museumsobjekten lassen erkennen, dass der Ton in Deutschland rauer und politischer wird. Und das ist leider nicht so witzig, wie es die meisten Beiträge des Museumsführers sind.
Marvin Sommer