So wird der Lückenschluss der Ostwestaflenstraße (L712n) zwischen Altenhagen und Brake verlaufen. // Foto: Straßen.NRW RNL OWL

Bielefeld (straßen.nrw). Der vierte und damit letzte Bauabschnitt der Ostwestfalenstraße (L712n) ist gestartet: Am Montag, dem 4. September, begann die Baufirma mit den vorbereitenden Arbeiten. Das hat zunächst keine größeren verkehrlichen Einschränkungen zur Folge. Ende des Jahres wird mit dem Bau des ersten von insgesamt vier Brückenbauwerken begonnen. Weitere Hintergründe erläutert der Projektleiter Marcel Karsten.

Wie sieht der Bauablauf aus?

 Marcel Karsten betreut als Projektleiter den Lückenschluss der Ostwestfalenstraße. // Foto: Straßen.NRW

Marcel Karsten (MK): Zunächst wird das Bauunternehmen Karl Pollmann GmbH die Baustelle einrichten. Dazu gehören unter anderem die Verkehrssicherung der Baustellenzufahrt, Rodungsarbeiten und die Räumung des Baufeldes. In diesem Zusammenhang werden auch die Bauzäune an der ehemaligen Kleingartenanlage entfernt, die man von der Milser Straße aus zurzeit noch sieht. Planmäßig werden dann Ende des Jahres die Arbeiten an dem Brückenbauwerk an der Milser Straße starten. Diese Brücke dient zur Überführung der letztendlich verlängerten Ostwestfalenstraße. Anfang nächsten Jahres wird der Durchlass des Milser Bachs gebaut. Anschließend wird es mit dem Bau der Brücke über die Aa weitergehen. Das Bauwerk über die Aa befindet sich derzeit noch in der Ausschreibungsphase. Im Zuge des Umbaus der Kreuzung für den Anschluss der Ostwestfalenstraße an die Herforder Straße erfolgt der Bau der Brücke über den Johannisbach, der Straßenbau und viele weitere Arbeiten für eine sichere Entwässerung der Straße. Für eine Verkehrsfreigabe sind dann noch Lärmschutzwände, Verkehrszeichen, Markierungen und wegweisende Beschilderungen erforderlich.

Welche Verkehrseinschränkungen wird es während der Bauzeit geben?

MK: Für die erste Brücke an der Milser Straße wird eine Umfahrung hergestellt – dafür muss die Straße voraussichtlich zwei Wochen voll gesperrt werden. Da wir ansonsten im Rahmen der bislang beauftragten Arbeiten auf freier Fläche bauen, hat das zunächst für Anlieger*innen und Pendler*innen keine verkehrlichen Auswirkungen. Im weiteren Verlauf des Gesamtprojektes wird die Anbindung an die Herforder Straße dann jedoch eine Herausforderung, weil der Umbau unter fließendem Verkehr der hochbelasteten Herforder Straße erfolgt. Auf der anderen Seite der Baustrecke, also bei der abschließenden Anbindung an das vorhandene Ausbauende der Ostwestfalenstraße vor der A2, wird es ebenfalls zu temporären Einschränkungen kommen.

Im Baugebiet leben viele Tiere, die Johannisbachaue und viele Wiesen liegen dort. Wie werden die während der Bauarbeiten geschützt?

Die neue Ostwestfalenstraße wird „tiefergelegt“ und die Milser Straße darüber geführt. // Foto: Straßen.NRW

MK: Der Bau dieses rund 2,5 Kilometer langen Lückenschlusses hat natürlich Auswirkungen auf die Umwelt. Im Rahmen der Planungen haben wir jedoch jeden Aspekt der Umweltverträglichkeit genau geprüft. Im Planfeststellungsbeschluss sind Vorgaben zu den unterschiedlichen Schutzgütern, also Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Landschaft, und so weiter zusammengefasst. Während der Bauarbeiten kommt daher unserer Umweltbaubegleitung große Bedeutung zu: Unser Team hat jederzeit den Schutz der dort lebenden Tiere, der Gewässer, Bäume und Grünflächen im Blick. Sie kontrollieren auch die frist- und fachgerechte Umsetzung der umweltrelevanten Maßnahmen.

Welche umweltrelevanten Maßnahmen werden sonst noch umgesetzt?

MK: Bisher wurden bereits 40.000 Quadratmeter Extensivgrünland entwickelt, etwa 2.100 heimische Gehölze wie Erle, Ahorn, Schlehe und Eichen gepflanzt und 2.000 Quadratmeter Ackerbrache zur Selbstbegrünung angelegt. Darüber hinaus wurden bereits im Vorfeld der Maßnahme unter anderem Fledermauskästen und Ersatznistkästen für Turmfalken angebracht.

Es gibt den Vorwurf, die Planungen seien angesichts des Klimawandels veraltet – wie sehen Sie das? 

MK: Planerisch muss man sagen: Die Verkehrsprognose zeigt einen Anstieg an motorisiertem Verkehr entlang der Strecke. Für 2025 sind auf der Ostwestfalenstraße 22.300 Autos und über 3.700 LKW pro Tag prognostiziert. Um diese Verkehrsmengen effizient abzuwickeln, muss es eine ausreichend dimensionierte Infrastruktur geben. Mit dem Lückenschluss der L712n und dem neuen Anschluss an die Herforder Straße schaffen wir diese Infrastruktur, die dann auch zu weniger Staus und Stop-and-go-Verkehr führen wird. Und weniger Stau bedeutet am Ende auch weniger Energieverbrauch, Schadstoffe und CO2. 

Die Planungen zum Lückenschluss sind mehrere Jahrzehnte alt – warum hat es so lange gedauert?

Eine erste Visualisierung zeigt: Der Milser Bach wird im Rahmen des Lückenschlusses mittels eines Durchlasses geführt. // Foto: Straßen.NRW

MK: Die Abschnitte der Ostwestfalenstraße werden seit den 1970er Jahren umgesetzt. Im Mai 1978 wurde die Linienführung der L712n im dritten und vierten Abschnitt abgestimmt. Der Kreis Herford und die Städte Bielefeld und Herford hatten damals Bedenken gegen die vorgeschlagene Führung des vierten Abschnittes. Nach langjährigen Abstimmungen und der analytischen Betrachtung diverser Varianten wurde schließlich die nun umzusetzende Trassenführung im August 2000 genehmigt. Im Jahr 2008 wurde das Planfeststellungsverfahren eingeleitet, dessen Beschluss 2020 Bestandskraft erlangte. Das zeigt: Den Planungen einer neuen Landesstraße gehen umfangreiche rechtliche Prüfungen und Genehmigungen voraus. Gleichzeitig ist das Planfeststellungsverfahren ja ein sehr demokratischer Prozess, in dem eine Abwägung aller Belange stattfindet. Im Zuge dessen wurden die Planunterlagen unter anderem mehrmals öffentlich ausgelegt, damit Betroffene die Möglichkeit hatten, Einwendungen zu tätigen. Diese wurden im Anschluss auch persönlich und teilweise einzeln erörtert.

Wie werden die Anlieger*innen informiert?

MK: Wir gestalten zurzeit einen Flyer, der zunächst grob über das Projekt informiert. Den werden die Anlieger*innen entlang der Altenhagener und Milser Straße bekommen. Der Flyer wird aber auch für Interessierte zum Download auf unserer Projektseite unter www.strassen.nrw.de bereitstehen. Dort werden wir ebenfalls aktuelle Baufortschritte erläutern. Natürlich informieren wir auch regelmäßig über die Medien. Wer konkrete Fragen zum Projekt hat, kann diese gern an die Mailadresse l712n@strassen.nrw.de schicken.

Pressemitteilung der straßen.nrw

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