Babylon – Rausch der Ekstase
Regie: Damien Chazelle
Mit Brad Pitt, Margot Robbie, Diego Calva
189 Minuten
Drama / Historie
Kinostart: 19.01.2023
© 2023 Paramount Pictures.
Der neue Film des amerikanisch-französischen Filmmagiers Damien Chazelle (La La Land, Whiplash) ist Kino pur. Oder anders: Kino an und für sich. Die Geschichte führt in die glorreiche Ära des jungen Tonfilms zurück, wird aber mit den Stilmitteln des modernen Hightech-Bombastskinos sowie den Topstars von heute erzählt: Natürlich dürfen bei dieser Konstellation auch Margot Robbie (Suicide Squad), Brad Pitt und Tobey Maguire (Spider Man) nicht fehlen …
Es ist laut, schnell, verrucht und unzähmbar: das Hollywood-Filmbusiness in den Roaring Twenties. Die Szene feiert sich selbst, den Prunk und den Glamour. Koks, Champagner und Sex gibt es ohne Ende. Viele wollen mitmachen, und alle wollen ein fettes Stück vom verführerischen, aber ungesunden Kuchen abbekommen.
So auch die temperamentvolle Nellie LaRoy (Margot Robbie), die sich selbst bereits auf der großen Leinwand sieht, obwohl sie bislang noch niemand entdeckt hat. Um ihrer Karriere den nötigen Vitamin-B-Booster zu verpassen, will sie Netzwerke schaffen und die wichtigen Menschen des Showbiz kennenlernen. Was bietet sich da besser an als die opulente Party des Kinoscope-Studiomanagers Don Wallach (Jeff Garlin)?
Der junge Manuel „Manny“ Torres, Einwanderer aus Mexiko und selbst auf der Suche nach dem großen Glück, verschafft Nellie den Zutritt zu dem wilden Bacchanal der Schönen und Reichen. Manny hat es immerhin schon zum Angestellten der Kinoscope-Studios geschafft, gleichwohl er als Mädchen für alles eher für die niederen Arbeiten zuständig ist. Manchmal sind diese Aufgaben allerdings auch äußerst aufregend. Sogar der Transport eines echten Elefanten – zur Belustigung der berauschten Partygesellschaft – fällt in Mannys Zuständigkeitsbereich. Und das ist noch längst nicht alles.
Manny und Nellie kommen sich schnell näher. Auch über ihre gemeinsamen Sehnsüchte nach Ruhm und Ehre sind sie miteinander verbunden. Doch die vorgezeichneten Wege unterscheiden sich immens. Während sich der junge Einwanderer über die harte Drecksarbeit in den Studios nach und nach unverzichtbar macht, setzt das Starlet aus New Jersey alles auf Sexappeal, Extravaganz und Außenwirkung. Nellie scheint schneller als Manny zum Ziel zu kommen, doch ihr Geschäftsmodell birgt auf Sicht auch Gefahren und Unsicherheiten. Zumal sich im Filmbusiness vieles schnell ändern kann. Zum Beispiel die Technik und der Zeitgeist.
Auch die Karriere des Stummfilmstars Jack Conrad (Brad Pitt) gerät durch den neuen Wind, der schon bald durch Hollywood weht, ins Wanken. Solange die Bilder nur laufen, aber noch nicht sprechen konnten, war der Schauspieler vor allem bei den weiblichen Fans ein gefeierter Superheld. Mit dem Stummfilm verschwindet allerdings auch Jacks Markenkern, denn die Schauspielerei wird komplexer. Gut auszusehen, reicht einfach nicht mehr. Als Jacks Stern zu sinken droht, bleibt dem alternden Mimen nur die Hoffnung, schließlich doch etwas von Bedeutung geschaffen und hinterlassen zu haben.
Manny, Nellie und Jack sind nur drei der filmisch porträtierten Charaktere, die sich im Sündenpfuhl Babylon begegnen und deren Wege sich immer wieder kreuzen. Manche starten und manche beißen sich durch. Und andere bleiben ganz auf der Strecke …
Drei Oscar-Nominierungen
Das Tempo und die Opulenz der Bilder von Damien Chazelles dreistündigem Epos mögen heute ähnlich spektakulär wirken, wie die bewegten Schwarzweiß-Bilder in den Wilden Zwanzigern. Insofern schafft es Babylon möglicherweise sogar, die Faszination der Traumfabrik in die Gegenwart zu tragen. Vielleicht zeigt der Film aber auch genau das Gegenteil: nämlich die Rückentwicklung der Branche vom Erzählkino mit echten Schauspielerinnen und Schauspielern zum Effekt- und Bombastkino mit computeroptimierten Stars und künstlichen Welten. Gut auszusehen reicht heute vielleicht doch wieder – Jack Conrad hätte seine Freude daran.
An den Kinokassen hat Babylon bislang ein eher enttäuschendes Ergebnis eingespielt. Vor allem in den USA ist der Film weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Immerhin gab es drei Oscar-Nominierungen: für das beste Kostümdesign, das Szenenbild und die fabelhafte Filmmusik von Justin Hurwitz.
Rainer Tautz
Der Trailer zu Babylon:
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