Ein Bahnhof ist viel mehr als ein Ort, an dem Züge ein- und abfahren. Vor allem in kleineren Städten ist er der zentralste Ort und ein Symbol der überregionalen Relevanz. Das ist auch in Bad Salzuflen nicht anders. Im und um das heute unter Denkmalschutz stehende Bahnhofsgebäude haben sich seit seiner Erbauung im Jahr 1881 verschiedene kleine und große Ereignisse abgespielt. Auch hier kamen und gingen die Menschen – zu unterschiedlichen Anlässen und nicht immer über den Schienenverkehr …
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich allmählich ein großer wirtschaftlicher Aufschwung in Salzuflen ab. Prunkvolle Villen ploppten in der Innenstadt auf und die Rufe nach einem Bahnanschluss der Stadt wurden lauter.
Vor allem der Unternehmer Eduard Hoffmann sah für seine Stärkefabriken die Notwendigkeit einer Anbindung an den überregionalen Schienenverkehr. Daher unterstützte er auch finanziell den Bau eines großzügigen Salzufler Bahnhofs.
Im Jahr 1881 wurde das Gebäude, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hoffmanns Industriebetrieb befand, fertiggestellt. Perfekt fügte sich der Bahnhof in die Strecke zwischen Detmold und Herford ein, auf der einige Monate zuvor der fahrplanmäßige Eisenbahnverkehr auf die Gleise gebracht wurde. Der Erfolg war riesig: In den nachfolgenden Jahren nahmen sowohl der Güter- als auch der Personenverkehr am neuen Salzufler Bahnhof massiv zu. Für ersteren sorgten vor allem die Stärkefabriken des Mitinvestors, für letzteren der Bad- und Kurbetrieb.
Von wirtschaftlichen Erfolgen und kurörtlicher Heiterkeit war allerdings einige Jahre später im Bahnhof nicht mehr viel zu spüren: Zur Zeit des Ersten Weltkrieges wurden hier zunächst durchreisende Truppenteile mit Lebensmitteln, Kaffee und Zigaretten versorgt. Doch schon bald trafen auch die ersten Verwundeten von der Front ein. Vom Bahnhof aus wurden sie in die Lazarette des Krankenhauses, des Hoffmann-Stifts, der Kinderheilanstalt und des Sophienhauses gebracht.
Nach dem Krieg wurde auch das Treiben rund um den Bahnhof wieder freudiger. Große Aufregung herrschte am 7. März 1922 an den Gleisen: Drei neue Glocken, die für den Kirchturm der Stadtkirche auf dem Hallenbrink bestimmt waren, erreichten den Salzufler Bahnhof. Zahlreiche Menschen der Stadt versammelten sich auf dem Vorplatz, um den Weg der großen Glocken bis zur Kirche zu begleiten. Doch der nächste Krieg sollte nicht lang auf sich warten lassen.
Heute ist der Bahnhof viel mehr als nur noch Bahnhof: Die Räumlichkeiten werden seit Jahren als Veranstaltungsort für feine Konzerte und große Feiern genutzt. Zudem geht es über den Bahnsteig an Gleis 1 direkt in die Salzufler Unterwelt. Auch der Salzstreuner ist hier zu Hause. Seit 2009 macht er Bock auf Bad Salzuflen.
Quellen: Meyer, Franz (2007): Bad Salzuflen. Epochen der Stadtgeschichte. Verlag für Regionalgeschichte: Bielefeld, S. 239, 240, 262. // Paetzold, Karl Heinz (2008): Aus Salzuflens vergangenen Tagen. Ein Bildband mit Anekdoten und Anmerkungen. MPS: Bad Salzuflen, S. 22, 338, 339.