Wer von Werl-Aspe direkt in die Innenstadt gelangen möchte, der muss auch die Werre überqueren. Denn auf seinen über 70 Kilometern Gesamtlänge schlängelt sich der Nebenfluss der Weser auch durch das Gebiet der Kurstadt. Heute kann man das Gewässer dank der Werre-Brücke an der Werler Straße schnell und praktisch überqueren. Das war aber längst nicht immer so.
Durch die Besiedelung von Werl, Salzuflen und des gesamten heutigen Stadtgebietes wurde eine Verkehrsverbindung über die Werre schon vor Jahrhunderten immens wichtig. Sie verband schließlich die Wegachse Bielefeld – Werl – Salzuflen – Herford, die für den Handel und das öffentliche Leben massiv an Bedeutung gewann. Allerdings waren den ersten Gehversuchen über das Werre-Wasser nur kurzzeitige Erfolge beschieden.
Die ersten Querungen über die Werre wurden aus Holz errichtet. Den starken Niederschlägen und den unberechenbaren Strömungen des Flusses konnten diese Bauten jedoch nicht lange standhalten. So wurde im Zuge der Kanalisierung des Flusses in den Jahren 1772 und 1773 eine Brücke erbaut, die schon im Jahr 1805 von einem Hochwasser teilweise wieder weggerissen wurde. Damit der Verkehr über den Fluss nicht zu lang zum Erliegen kam, wurde die Überführung notdürftig repariert.
Diese provisorische Maßnahme stellte aber keine nachhaltige Lösung dar: Ein Neubau musste her. Mit der Planung einer stabileren Werre-Brücke wurde im Jahr 1830 Heinrich Culemann beauftragt. Der Kunstmeister und technische Leiter der Saline Salzuflen konstruierte eine Brücke, deren Finanzierung zu großen Teilen von der Stadt Salzuflen übernommen wurde. Schließlich war die sichere Überquerung der Werre von großer Bedeutung für die Entwicklung der Salzestadt. Auch einige Werler Bauern beteiligten sich. Sie gaben Geld und übernahmen die Anfuhr von Baustoffen. Die fertige Brücke bot eine drei Meter breite Fahrbahn sowie einen separaten Fußgängerüberweg. Allzu lang hielt aber auch dieses Bauwerk über der Werre nicht. 1909 musste es abermals erneuert werden. Statt auf Holz setzte nun der Architekt Carl Strunk auf eine Konstruktion aus Stahl und Beton, um dem aufkommenden Pkw- und Lkw-Verkehr baulich gerecht zu werden. Die Umsetzung des Projektes kam zwar zügig voran, doch das Ergebnis war ein Desaster: Noch vor der technischen Abnahme der Brücke ereignete sich in Salzuflen ein verheerendes Hochwasser. In der Altstadt, im Kurpark, auf dem Gelände der Hoffmann‘s Stärkefabriken sowie im gesamten Salzetal war Land unter. Strömungen und sogar Eisschollen zerstörten die gerade erst neu errichtete Werre-Brücke.
Die danach erbaute Bogenbrücke zeigte sich endlich als solide genug. Doch aufgrund des weiterhin zunehmenden Verkehrsaufkommens wurde die einspurige Überführung 1956 und 1957 durch die noch heute vorhandene Brücke ersetzt. Diesmal allerdings ohne Bogen.
Quelle: Linde, Roland; Meyer, Franz (2014): Bauernschaft – Gemeinde – Stadtteil. Zur Geschichte von Werl, Aspe und Knetterheide. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, S. 124 – 126.