Gill Chiaradonna und Silke Kroos sind zurzeit die ersten Frauen der TSG Holzhausen / Sylbach. Als stellvertretendes Vorstandsduo lenken sie federführend die Geschicke der 110 Jahre jungen Turn- und Sportgemeinschaft – zumindest so lange, bis (möglicherweise im September) ein weiteres Vereinsmitglied den Vorsitz übernimmt. Wir haben mit Gill und Silke gesprochen und zwei Frauen erlebt, die sich zu einhundertzehn Prozent für ihren Club einsetzen. Und das, obwohl das Vereinsleben nicht immer leicht ist.
Dass ihr euren Sportplatz nicht so nutzen dürft, wie es die schöne Anlage eigentlich möglich machen würde, ist längst ein alter Hut. Wie lebt es sich in einem Verein, dem seit Jahrzehnten das Vereinsleben schwergemacht wird?
Silke: Besser als es Außenstehende vielleicht vermuten würden. Die stark eingeschränkten Nutzungszeiten des Platzes sind vereinsintern auch schon lange kein Thema mehr. Wir haben uns längst mit der Situation arrangiert, achten penibel auf die Einhaltung der Auflagen und machen unseren Sport. So einfach ist das.
Trotzdem würde ich das gern noch einmal konkret machen. Welche Auflagen müsst ihr beachten?
Gill: Vor allem müssen wir uns an Öffnungs- und Schließzeiten halten, wodurch das Aufrechterhalten des Trainings- und Spielbetriebs nicht immer einfach ist. Unter der Woche haben wir schon Pokalspiele abbrechen müssen, weil wir die Verlängerung nicht zu Ende spielen konnten …
Silke: … denn um 21 Uhr geht das Flutlicht aus. Es darf sich dann auch niemand mehr auf dem Rasen aufhalten, was manchmal zu skurrilen Situationen führt. Um 21.30 Uhr müssen wir die komplette Anlage dann geräumt haben und das Tor abschließen. Wie gesagt: Wir haben uns an die Situation gewöhnt. Alle im Verein ziehen mit.
Aber macht das einen Verein nicht auf Dauer mürbe?
Silke: Uns nicht. Trotz allem funktioniert dieser Verein sehr gut. Wir haben knapp 750 Mitglieder, eine tolle Jugendabteilung, jeweils zwei Herren- und Altherrenmannschaften, ein Damenteam, Spielgemeinschaften für die A- und B-Fußballjugend und alle Mannschaften der jüngeren Jahrgänge komplett besetzt.
Gill: Und dazu bieten wir ein großes Breitensportprogramm für sämtliche Altersklassen.
Noch einmal zurück zum Fußball: Ihr habt eine Damenmannschaft …
Gill: Genau, wir haben ein 9er-Damenteam, in dem ich auch selbst mitspiele. Rund sechzehn Aktive zählen zum Kader. Für eine komplette 11er-Mannschaft wären wir zu wenige Spielerinnen, da immer mal jemand verletzungsbedingt ausfällt oder beruflich verhindert ist. Aber mit der 9er-Konstellation passt das ganz gut. Zwar spielen wir in einer normalen 11er-Staffel, aber die gegnerischen Teams dürfen ebenfalls nur mit acht Feldspielerinnen und einer Torhüterin gegen uns auflaufen.
Seit wann gibt es das Damentteam bei der TSG?
Silke: Durchgehend seit 1993. Wir hatten auch schon mal zwei Damenmannschaften im Verein, von denen eine in der Bezirksliga spielte.
Habt ihr eine Mädchenmannschaft?
Gill: Leider nicht mehr, aber das kann ja wieder kommen. Aktuell gibt es nur wenige Vereine in der Region, die auch Mannschaften für jüngere Mädchen etabliert haben. Bei uns gibt es zurzeit einfach zu wenige Mädchen, mit denen wir ein Team aufbauen könnten.
Silke: Aber wir schicken niemanden weg. Bis zur C-Jugend dürfen Mädchen und Jungs ohnehin zusammenspielen. Und ab der B-Jugend könnten die 16-jährigen Mädchen theoretisch auch in der Damenmannschaft mitspielen. Allerdings ist hierfür ein ärztliches Attest erforderlich. Generell legen wir diesen Mädchen nahe, sich als Gastspielerin übergangsweise einer B-Jugend-Mädchenmannschaft eines anderen Vereins anzuschließen.
Hat sich die sehr erfolgreiche und erfreuliche Fußball-Europameisterschaft der Frauen bei euch nicht bemerkbar gemacht?
Gill: Tatsächlich noch nicht. Aber die EM ist ja auch erst ein paar Tage her.
Silke: Wir erwarten aber auch keinen großen Ansturm auf unsere Damenfußballmannschaft. In früheren Zeiten war das nach großen Meisterschaften, die auch im Fernsehen gezeigt wurden, noch anders. Damals hat man tatsächlich sofort nach einer Europa- oder Weltmeisterschaft einen gewissen Hype bemerkt. Heute ist das nicht mehr der Fall. Allerdings ist das kein Phänomen, das allein beim Mädchen- oder Frauensport auftritt. Auch bei den Jungs spielen heute immer weniger Fußball – die Vereine merken das vor allem bei den älteren Jahrgängen. Insofern sind wir sehr froh, dass wir mit der SpVg Hagen-Hardissen eine funktionierende Spielgemeinschaft für die Großen auf die Beine stellen konnten und für alle jüngeren Jahrgänge mindestens eine eigene Mannschaft im Verein haben.
Wenn ihr euch etwas für den Verein wünschen dürftet …
Silke: … dann hätte das sicherlich etwas mit dem Vereinsleben neben dem Sport zu tun. Denn das gemeinsame Feiern wird in unserem Ortsteil, wie in den meisten anderen Dörfern wohl auch, immer schwieriger. Unsere Turnhalle am Sportplatz ist als Versammlungsstätte nicht genehmigt, das Jugendhaus wird durch einen Bauzaun abgesperrt und Lokale mit großen Sälen gibt es kaum noch. Sportlich ist bei der TSG alles super. Aber das Feiern, das einen Verein auch zusammenhält, ist immer schwerer zu organisieren und durchzuführen. Ein Hof oder ein Platz, auf dem man ein Zelt aufstellen könnte, würde uns schon reichen. Falls also jemand so etwas anbieten möchte …
Gill: Immerhin findet noch in diesem Jahr unser Fackelzug für die Jugendabteilung statt. Am ersten Samstag im Dezember starten wir in der Roten Erde und ziehen mit Fackeln und Spielmannszug durchs Dorf. Den Schlusspunkt setzen wir dann hier am Platz, wo es dann Würstchen und ein Getränk geben wird. Aber bis dahin ist ja noch ein bisschen hin.