Connie Schwartz heißt die neue Theaterleiterin in der Filmbühne Bad Salzuflen. Die Bielefelderin hat Kino gelernt, studiert und schon immer beruflich gelebt. Mit dem neuen Job im Bad Salzufler Lichtspielhaus ist Connie ihrer Wunschvorstellung vom Traumberuf einen großen Schritt nähergekommen. Denn hier findet sie das vor, was ihr am Kino sehr wichtig ist: Abwechslung. Wir haben uns mit Connie Schwartz in der Filmbühne getroffen und uns Lust auf Popcorn und große Bilder geholt.
Hallo Connie, erst vor einem halben Jahr haben wir mit deinem Vorgänger Martin über das Comeback des Kinos gesprochen. Und nun bist du hier …
Richtig. Ich habe die Theaterleitung zu Beginn dieses Jahres übernommen. Martin wollte sich noch einmal verändern und vor allem in Berlin leben. Das hat er nun wahr gemacht.
Dann bist du ein echter Glücksfall für Martin und auch für den Betreiber. Kommst du aus der Branche?
Ja. Ich habe einige Jahre im Kino gearbeitet. Im Lichtwerk in Bielefeld war ich von Anfang an dabei. Später habe ich das kamera Filmkunsttheater geführt. Zudem habe ich in Bochum Filmwissenschaften studiert und mich als Theaterkauffrau mit dem Schwerpunkt Film weiterqualifiziert.
Das Lichtwerk und die kamera sind anspruchsvolle Programmkinos. Ist die Filmbühne mit ihrem eher konventionellen Programm das Richtige für dich?
Absolut. Nach einiger Zeit in den Bielefelder Programmkinos habe ich mich bewusst nach etwas Größerem umgeschaut und es erstaunlicherweise in einer kleineren Stadt als Bielefeld gefunden. Was mir an Lichtspielhäusern abseits der Großstädte besonders gut gefällt, ist die Vielfältigkeit des Publikums. Da es meist nur ein Kino in der Stadt gibt, ist das Publikum extrem heterogen. So ist es auch hier in der Filmbühne. Wir haben sowohl vierjährige Kinder als auch die 80plus-Generation zu Gast. Dementsprechend vielseitig sollte auch unser Programm sein, das wir immer wieder überprüfen und neu gestalten müssen.
Um sicherzugehen, müsst ihr doch nur die großen Blockbuster zeigen.
Natürlich brauchen wir die Blockbuster. Und wir mögen sie auch. Denn viele unserer kleinen und großen Gäste freuen sich, wenn sie ihre Lieblingsfilme im Kino der eigenen Stadt sehen können – mit bestem Bild und Sound. Neben den großen Produktionen können wir unser Programm aber auch durch viele besondere Filme abseits des Mainstreams bereichern. Schließlich haben wir vier Kinosäle. So zeigen wir jeden Montag einen Topfilm aus den Arthaus– und Programmkino-Charts. Darüber hinaus nehmen wir auch immer wieder Filme auf, die auf ihre Art außergewöhnlich sind. In diesem Zusammenhang weise ich gern darauf hin, dass wir ab dem 28. April den großartigen Film Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush zeigen werden. Der Film hat auf der diesjährigen Berlinale gleich zwei Silberne Bären gewonnen.
Gibt es für diese Filme auch in Bad Salzuflen ein Publikum?
Durchaus. Vielleicht ist es nicht so groß wie das für einen James-Bond-Film. Aber es gibt auch hier viele Menschen, die kleinere, leisere und kunstvollere Filme mögen. Mittlerweile hat sich bei uns sogar so etwas wie ein Stammpublikum für die Programmfilme am Montag gebildet.
Gibt es eine Mindestbesucherzahl, die ihr für eine Filmvorführung benötigt?
Nur auf dem Papier, denn wir lassen keine Vorstellung ausfallen. Auch für einen einzigen Gast starten wir den Filmprojektor und stellen die Heizung an. Wir sorgen dafür, dass sich jeder Gast immer rundum wohlfühlt. Allerdings gebe ich zu, dass die steigenden Energiekosten uns schon einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Es sind halt schwierige Zeiten. Zum Glück gehen die Besucherzahlen wieder langsam nach oben. Hoffen wir, dass es so weitergeht.
Gibt es aktuell coronabedingte Einschränkungen, an die ihr euch halten müsst?
Nein. Für das Kino gilt zurzeit keine 2G- oder 3G-Regel. Auch das Tragen der Schutzmaske ist weder für uns noch für das Publikum verpflichtend. Allerdings tragen wir die Maske weiterhin. Und der Großteil unserer Gäste tut das auch. Erst auf dem Platz im Kinosaal nehmen die meisten Gäste die Schutzmaske ab.
Während der Pandemiezeit haben sich viele Filmfans das Abo eines Streamingdienstes zugelegt. Merkt ihr das an den Besucherzahlen?
Für eine Einschätzung dazu ist es noch zu früh, da das Publikum ja erst jetzt wieder zurück in die Kinos kommt. Was wir natürlich registrieren, ist, dass einige Streamingdienste ihre Filmpremieren gar nicht erst ins Kino bringen, sondern gleich direkt vermarkten. Das ist durchaus problematisch für uns. Es könnte sich aber auch wieder legen, sobald die Pandemie dauerhaft ihre Bedrohung verloren hat.
Müssen Kinos wie die Filmbühne möglicherweise auch neue Konzepte für die Zukunft entwickeln?
Das kann schon sein. Aber das tun die Kinos ja auch. Zum Beispiel mit Themenabenden oder Programmkinoreihen. Für die Filmbühne arbeiten wir ständig an neuen Ideen. Zum Beispiel auch daran, unser Kino noch mehr für Schulen und Gruppen zu öffnen. Erst vor wenigen Tagen hat sich bei uns eine ganze Schulklasse den Film Sing 2 angeschaut – und zwar in englischer Sprache. Die geschlossene Vorstellung war großartig, die Kids hatten viel Spaß. Auch weil sie festgestellt haben, wie gut sie diesen Film mit ihren Englischkenntnissen bereits verstehen konnten. Veranstaltungen dieser Art werden wir künftig verstärkt anbieten. Schließlich kommen wir an nahezu jeden Film in unterschiedlichen Sprachen.
Schaust du dir jeden Film, der in der Filmbühne läuft, auch an?
Fast jeden. Wenn ich Dienst habe, natürlich nicht. Aber an meinen freien Tagen hole ich einiges nach. Filme sind im Kino noch etwas Besonderes. Auch für mich.