Birgit und Harry Lappenbusch haben keine Angst vor Veränderungen. Als Quereinsteiger in der Gastronomie haben sich die Eheleute zunächst in der Herforder Sportvereinsszene und anschließend in der Bad Salzufler Kneipenszene bewiesen. Als Corona dann Anlauf zur vierten Welle nahm, eröffneten die Lappenbuschs sogar noch ein Geschäft am Salzhof. Zwar werden hier auch Getränke angeboten, doch mit Lotto, Zigarren, Zeitungen und Hanfblüten-Extrakten hatte das Paar zuvor noch nicht sein Glück versucht.
Die Kleine Kneipe ist eine kleine, aber feine Institution in Bad Salzuflen. Seit wann führt ihr die Kneipe?
Im kommenden November sind es schon neun Jahre. Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht.
Davor seid ihr in der Salzufler Gastronomieszene noch nicht aufgefallen. Wo kamt ihr her?
Aus Herford. Dort haben wir auch gastronomisch angefangen. Beim VfL Herford haben Birgit und ich vier Jahre lang das Vereinslokal geführt. Ein schönes Lokal mit Kegelbahn und einem Saal für achtzig Personen.
Dann habt ihr euch mit der Kleinen Kneipe aber nicht gerade vergrößert.
Oh doch. Die Kleine Kneipe verlangt viel mehr Aufmerksamkeit und Arbeit als das Vereinslokal, das wir nebenberuflich führen konnten.
Also habt ihr mit dem Start in Bad Salzuflen noch einmal alles auf eine Karte gesetzt?
Nicht ganz, wir hatten ein Sicherheitsnetz. Mein Arbeitgeber hatte mich für die Anfangszeit nur freigestellt und mir meine Stelle freigehalten. Hätte das mit unserem Lokal nicht geklappt, hätte ich zurückgehen können.
Aber es hat ja geklappt. Und das von Anfang an, oder?
Eigentlich schon. Birgit und ich haben uns in Bad Salzuflen sofort sehr wohl gefühlt. Und mit den Gästen der Kleinen Kneipe sind wir auch schnell warm geworden.
Hat sich euer Publikum über die letzten Jahre verändert?
Nicht grundlegend, teilweise aber schon. Als wir die Kneipe übernommen hatten, gab es vor allem viele ältere Gäste, die sich auch in der Woche schon ab zehn Uhr bei uns trafen. Von diesen Stammtischen gibt es mittlerweile nicht mehr viele. Daher hatten wir auch schon vor Corona unsere Öffnungszeiten nach hinten verschoben. An den Abenden der Wochenenden haben wir dagegen viele jüngere Gäste hinzugewonnen. Vor allem die Salzufler Fußballer, Handballer und Handballerinnen kommen gern in die Kleine Kneipe.
Wollen wir über Corona sprechen? Mittlerweile kann man es ja nicht mehr hören …
Das ist richtig. Trotzdem landet man immer wieder bei diesem Thema. Das ist auch am Tresen nicht anders.
Also: Was hat Corona aus der Kleinen Kneipe gemacht?
Noch ist es ja nicht vorbei damit. Und natürlich setzt uns die Pandemie noch immer kräftig zu. Zuerst die Lockdowns, dann die fehlenden Gäste – vor allem das Fernbleiben der Kurgäste – und schließlich 2G plus. Wie vielen Kolleginnen und Kollegen geht die Krise auch uns mächtig an die Reserven. Zwar gab es auch Unterstützung, aber damit lassen sich die Ausfälle nicht einmal ansatzweise ausgleichen. Also mussten und müssen wir reagieren. Zum Beispiel dadurch, dass wir die Kneipe von Montag bis Mittwoch nicht öffnen, solange 2G plus gilt. Die Nebenkosten wären an diesen Tagen weitaus höher als der zu erwartende Ertrag.
Ihr habt noch auf eine andere Weise auf Corona reagiert und euch ein neues Standbein geschaffen.
Richtig. Corona war vielleicht nicht der Grund für die Entscheidung, eine Lotto-Annahmestelle zu eröffnen. Doch die Pandemie hat uns bestärkt, diese Gelegenheit zu nutzen.
Erzähle uns von der Gelegenheit.
Als wir erfuhren, dass sich die Betreiber des Lotto-Geschäfts in der Salzsiederstraße zur Ruhe setzen wollten, kamen Birgit und ich ins Grübeln. Ein zweites Standbein machte ja durchaus Sinn. Außerdem konnte Birgit es sich gut vorstellen, ein Geschäft mit Lotto-Annahme, Genussmitteln sowie Zeitungen aufzubauen und zu führen. Als dann auch noch die Räume des Friseursalons neben unserer Kneipe frei wurden, haben wir den Schritt auch gewagt.
Und seit August habt ihr nun euer Geschäft Genuss & Glück. Wieder alles richtig gemacht?
Das wird sich zeigen. Der Aufwand, den vor allem Birgit betrieben hat, war schon sehr groß. Aber wir haben auch praktische Starthilfe vom Ehepaar Jürgens bekommen, das zuvor den Lotto-Laden in der Salzsiederstraße geführt hatte. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar. Heute, nach einem halben Jahr, sehen wir, dass unser Angebot gut angenommen wird. Vor allem die regionalen Spirituosen, die besonderen Whisky-Sorten und auch die feinen Zigarren kommen bei der Kundschaft gut an.
Ihr bietet auch CBD-, also Cannabisprodukte an. Kann man sich jetzt einen Rausch im Lottoladen holen?
Natürlich nicht. Der Wirkstoff Cannabidiol stammt zwar auch von der Hanfpflanze, ist aber nachgewiesen nicht psychoaktiv oder berauschend. Öle, Pulver, Bonbons und Kristalle mit CBD werden vor allem zur Schmerzlinderung eingesetzt – und das absolut legal.
Kommentare
Hut ab vor Harry and Birgit inmitten der Pandemie ein neues business zu started. Als alter schoetmaraner der seit 50 jahren in Florida lebt habe ich die kleine Kneipe immer als Heimat empfunden. Da hier totale Freiheit herrscht hoffe ich das auch Deutschland bald die Corona Conditions aufhebt und ich wieder zu Besuch komme.