Wenn in normalen Jahren in Bad Salzuflen ein Festzelt oder eine Bühne aufgebaut wird, steht sehr oft auch ein Kühlwagen des Getränkespezialisten Langejürgen in der Nähe. Seit vielen Jahren sorgt das heimische Unternehmen dafür, dass auf Festen und in zahlreichen Gastrobetrieben der Stadt das Bier nie ausgeht. Olaf Langejürgen führt seit 24 Jahren den Familienbetrieb. Mit uns hat er in die Vergangenheit und in die Zukunft geschaut.
Hallo Olaf, um in das Interview reinzukommen: Stell dein Unternehmen bitte kurz vor.
Unseren Betrieb gibt es seit mehr als 90 Jahren. Mein Großvater Wilhelm hat ihn 1930 in der Ahornstraße gegründet. Nach seinem Tod hat mein Vater, Hans Langejürgen, das Unternehmen 1957 übernommen und es zum Fachgroßhandel für Gastronomiebetriebe ausgebaut. Offiziell bin ich 1991 in den Betrieb eingetreten, inoffiziell habe ich aber schon mit sieben Jahren die ersten Kisten und Flaschen mitsortiert. Das war Mitte der Siebziger. Seit 1997 führe ich unseren Familienbetrieb.
Was bietet Langejürgen heute?
Üblicherweise, also in normalen Zeiten, beliefern wir rund 400 gastronomische Betriebe mit Getränken. Hinzu kommen mehr als 100 Pflegeheime, zahlreiche Krankenhäuser und weitere Großverbraucher.
Aber ihr liefert nicht nur …
Stimmt. Wir unterstützen Gastronomen auch mit betriebswirtschaftlichen Planungen, Konzeptausarbeitungen, Objektvermittlungen und Schulungen. Außerdem beliefern wir Großveranstaltungen wie Stadt-, Sport-, Volks- und Brauchtumsfeste. Auch hier helfen wir bei der Bedarfsermittlung und der Ausstattung. Als neuestes Standbein haben wir die Belieferung von Privathaushalten in unser Programm aufgenommen. Rund 1.000 Kundinnen und Kunden in Bielefeld, Bad Salzuflen, Herford und Löhne beliefern wir heute schon.
Dieser Service wird auch nach der Pandemie bleiben?
Natürlich. Schließlich haben wir dafür die Online-Plattform mywasser.com übernommen und ausgebaut. Die Menschen sind es heute gewohnt, immer mehr Artikel des alltäglichen Bedarfs geliefert zu bekommen. Viele möchten einfach keine schweren Getränkekisten mehr ins Auto wuchten und ins Haus tragen müssen, wenn es auch einfacher geht.
Aber der Wettbewerb auf diesem Sektor ist sehr groß.
Das stimmt. Allerdings haben wir auch einiges zu bieten. Vor allem mit der Regionalität und der damit verbundenen Nachhaltigkeit können wir punkten. Unser Angebot an regionalen Artikeln ist groß und unsere Wege sind kurz. Dank unserer Routenplanung können wir Getränkebestellungen bereits am Folgetag ausliefern.
Was ist mit der Auslieferung noch am selben Tag?
Ehrlich gesagt, halten wir davon nicht viel. Wir glauben, dass nicht die 120-Minuten-Lieferung den entscheidenden Vorteil für die Kundinnen und Kunden bringt, sondern das Wegfallen des Schleppens. Zudem würden durch die Ad-hoc-Lieferungen zusätzliche Belastungen für den Verkehr, die Umwelt und unser Team entstehen. Es muss nicht alles immer noch schneller gehen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Sprechen wir über den hoffentlich bald kommenden Sommer. Welche Getränketrends siehst du?
Der Trend lautet: Alles geht, wenn die Qualität passt. Hochwertige Schorlen, Wein und Bierspezialitäten bleiben weiterhin sehr angesagt – vor allem im Sommer. Im Spirituosenbereich gibt es derzeit eine etwas rückläufige Entwicklung im Bereich Gin, dafür aber eine deutliche Aufwertung im Segment der hochwertigen Rumsorten.
Welchen Einfluss hatte Corona auf deinen Betrieb?
Bedingt durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Schließung der Gastronomie sind unserem Unternehmen zeitweise mehr als 80 Prozent des Umsatzes weggebrochen. Die Zeit des Auftragsrückgangs haben wir aber dennoch genutzt, um den gesamten Betrieb zu optimieren und auf neue Möglichkeiten auszurichten. So haben wir nahezu alle Arbeitsprozesse digitalisiert und unser Regallager an die neuen Sortimente und Leistungen angepasst. Dafür haben wir das vorhandene Regallager um weitere 350 Palettenplätze auf nunmehr 1.350 Plätze erweitert. Das reicht nun erst einmal aus, um die 2.500 unterschiedlichen Artikel, die wir immer am Lager haben, weiterhin in ausreichenden Mengen zu bevorraten.
Und ihr habt während der Pandemie die bereits angesprochene Plattform mywasser.com ins Leben gerufen.
Das stimmt nicht ganz, denn die Plattform gab es schon vorher. Wir haben sie aber übernommen und die Marke mywasser.com weiter ausgebaut. Seit April ist sie vollständig in unserem Unternehmen eingegliedert. Hierfür war vor allem mein Sohn Tommy Langejürgen zuständig, womit nun die vierte Generation unserer Familie an der Entwicklung des Unternehmens beteiligt ist.
Siehst du euch trotz allem also eher als Corona-Gewinner?
Ob wir Gewinner oder Verlierer sind, das werden wir erst noch sehen. Nämlich dann, wenn die Pandemie wirklich endgültig vorüber ist. Die oben genannten Veränderungen sind durch den Umsatzeinbruch teuer erkauft worden. Ob sie einen nachhaltigen Erfolg bringen, wird die Zukunft zeigen. Grundsätzlich glauben wir aber, dass wir sehr fit für die kommenden Herausforderungen sind und das Beste aus der schwierigen Situation gemacht haben.
Was waren für dich persönlich die einschneidendsten Veränderungen, die die Pandemie mit sich gebracht hat?
Es gab viele. Vor allem ist es für mich noch immer sehr ungewohnt, dass ich an den Wochenenden keine Veranstaltungen betreuen muss. Oder darf. Langeweile hatte ich in den vergangenen Monaten aber trotzdem nicht, denn unterm Strich habe ich fast genauso viel gearbeitet wie sonst auch. Derzeit fängt mein Arbeitstag allerdings erst um 6.45 Uhr an, statt um 6 Uhr. Und immerhin hatte ich in den letzten zwölf Monaten auch mehr Zeit, um mit meinem Mountainbike durch den lippischen Norden zu fahren.