Szene aus Gretel & Hänsel
© Patrick Redmond

„Es war einmal …“: US-Regisseur Oz Perkins könnte sein Horrormärchen Gretel & Hänsel mit diesem Standardsatz beginnen. Konsequenterweise verzichtet er aber darauf. Schließlich dreht sein Film ja auch inhaltlich die alte Mär der Grimms gehörig auf links.

Zur fast normalen Geschichte: Gretel und ihr kleiner (!) Bruder Hänsel streifen durch den Wald, um Arbeit und Essen zu finden. Ihr Vater ist schon lange tot, die Mutter schafft es nicht, den Nachwuchs zu ernähren. Je tiefer sich die Kinder in den Wald begeben, desto unwirklicher wird er. Zudem werden Hänsel und Gretel zunehmend vom Hunger gequält. 

Nach einer am Wegesrand recht unbedacht eingenommenen Pilzmahlzeit mit anschließenden mentalen Höhenflügen stoßen sie auf ein unheimliches Haus, das einen betörenden Kuchenduft durch den Wald verströmt. Über ein Fenster verschafft sich Hänsel Zugang in das Gebäude, in dem er zunächst ein wahres Festmahl vorfindet und kurze Zeit später Bekanntschaft mit einer alten Frau macht. Statt verärgert über die vermeintlich ungeladenen Gäste zu sein, zeigt sich die Dame in Schwarz gastfreundlich. Sie bietet den Kindern sogar an, bei ihr zu bleiben. Die unheimliche Geschichte nimmt ihren Lauf.

Gretel & Hänsel DVD Cover

Gretel & Hänsel
Regie: Oz Perkins
Mit Sophia Lillis, Sammy Leakey, Allice Krige
88 Minuten
Horror
Capelight Pictures

Gretel & Hänsel: Alles schon mal dagewesen? Ja und nein. Denn mit dieser Konstellation, in der die fast erwachsene Gretel auf ihren kleinen Bruder aufpassen muss, hat man das Grimm‘sche Märchen wohl noch nicht erlebt. Nicht ohne Grund wurden auch die Namen der jungen Hauptfiguren im Titel des Films getauscht. Hier geht es vor allem um die heranwachsende Gretel. Und um ihre Art, in einer grausamen Welt zurechtzukommen. Obwohl der Film auf fast nosferatueske Weise Unheimlichkeit verbreitet, hat das Filmteam von Gretel & Hänsel fast alles über den Haufen geworfen, was man von dem Horrormärchen erwarten würde. Das Haus der Hexe duftet zwar nach Kuchen, sieht aber aus wie ein Bauhaus-Bungalow mit geschmackvollen Dreieckselementen. Auch der hypnotische Synthie-Soundtrack scheint aus der Märchenzeit gefallen zu sein.

Gretel & Hänsel ist außergewöhnlich, düster, originell und ambitioniert – nur leider kaum spannend. 

ta

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