Klassikkonzerte sind nicht zum Spaß da. Zur Freude allerdings schon. Das hat auch das zweite Sinfoniekonzert der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) deutlich gemacht.
Unendlich traurig und gleichzeitig schön begann das Feiertagskonzert, für das Corona-bedingt leider nur 300 Karten verkauft werden durften. Chefdirigent Yves Abel und die Streicher der NWD ließen die 69 Takte von Samuel Barbers weltberühmtem Adagio for Strings gefühlvoll durch die Weiten der Konzerthalle schweben. Das Stück, das tatsächlich bis heute als das traurigste der Musikgeschichte gilt, wird seit rund 90 Jahren zu zahlreichen Traueranlässen gespielt, u. a. bei den Beerdigungen von Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy, Grace Kelly und Albert Einstein.
Auch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde mit dem zehnminütigen Adagio immer wieder an die Opfer des Terrors erinnert. Vielleicht auch deshalb, weil sich das Stück nach langen, schnörkellosen und dunklen Klangwellen doch noch zu erheben wagt, um mit hellen, flimmernden Geigen so etwas wie Hoffnung zu versprühen. Dass das Adagio allein kein Happy End bieten konnte, war nicht der NWD zuzuschreiben, sondern der Erfolgsgeschichte des Stücks geschuldet. Denn in der Tat ist das schließlich doch traurig endende Adagio nur der Mittelteil des String Quartet op. 11 – jedoch will das gesamte Werk kaum jemand hören.
Auf sehr aufmerksame Ohren stieß hingegen das komplette Violinkonzert e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die italienische Stradivari-Geigerin Anna Tifu lieferte sich ein teils feuriges, teils fragiles Spiel mit dem Orchester, das hierzu auch mit Bläsern verstärkt wurde.
Mit der Sinfonietta von Francis Poulenc fand der Konzertabend dann doch noch sein munteres Happy End. Das bunte Werk hätte auch als Soundtrack für einen alten Slapstick-Film mit Jerry Lewis herhalten können. Ende gut, wirklich alles gut!