Nicht viel los in diesem Sommer. Zumindest die Großveranstaltungen, die kulturellen und sportlichen Events legen in diesem besonderen Jahr eine Sommerpause ein. Spannung wird uns dennoch geboten, denn die nächste Kommunalwahl steht an. Am 13. September werden die Vertretungen in den Kreistagen und Rathäusern gewählt. Auch in Bad Salzuflen!
Alles ist anders in diesem Jahr. Auch der Kampf zur wichtigen Kommunalwahl. Obwohl das Votum der Bürger schon am 13. September erbeten wird, hält sich das Ringen um die Gunst und Stimmen der Menschen noch spürbar zurück. Neben einigen Großformatbannern ist noch nicht allzu viel passiert. Von bunten Sonnenschirmen, meinungsverstärkenden Fähnchen und immer funktionierenden Ballons in der Fußgängerzone ist ebenfalls noch nichts zu sehen gewesen.
Doch spätestens nach den Sommerferien wird es losgehen. Dann werden die Argumente der Parteien und Kandidaten nur so auf uns niederprasseln. Doch welche Argumente wollen wir eigentlich bekommen? Und welche Themen sind uns wichtig? Wir haben uns in Bad Salzuflen umgehört und einige thematische Steilvorlagen eingesammelt, auf die sich die Streuner lesenden Politiker nun noch stürzen könnten – wenn sie denn Lösungen dazu haben.
Viele Baustellen in Bad Salzuflen
Dirk Strachau ist Berufsschullehrer in Herford und Bürger in Bad Salzuflen. Zudem ist er begeisterter Musiker, mit eigenen Stücken und einigen bundesweiten Auftritten in Nicht-Corona-Jahren. Mit der Kommunalpolitik hat er sich zeitweise intensiv befasst. Mittlerweile ist sie für ihn nebensächlich geworden. „Ich wähle das kleinere Übel oder den besten Kompromiss“, erklärt Strachau. Die Parteitreue habe er ohnehin vor einiger Zeit aufgegeben. Themen, mit denen sich die Kommunalpolitik auszeichnen könnte, gibt es seiner Meinung nach aber sehr viele. Regionales Engagement, schnellere Entscheidungsprozesse, Gemeinwohlökonomie und eine attraktivere Stadtentwicklung: All diese Baustellen fallen dem 48-Jährigen spontan zu Bad Salzuflen ein. Auch über das ausbaufähige Kinderbetreuungsangebot und die im Vergleich zu den Nachbarstädten „unfassbar hohen Kita-Gebühren“ ärgert sich der Familienvater. „Ein faires Verhältnis zwischen finanzieller Ent- und Belastung von mittelständischen Familien fehlt in unserer Stadt gänzlich“, so Dirk Strachau. Trotz seiner Enttäuschung wird er sich vor der Wahl eingehend mit den Wahlprogrammen und den Kandidaten befassen: „Ich treffe meine politische Wahl immer punktuell. Die Inhalte und auch der vorherrschende Zeitgeist – im positiven wie im negativen Sinne – prägen meine Entscheidung.“
Kernthema Stadtentwicklung
Auch die Einzelhändlerin Ute Wagner steckt noch im Findungsprozess ihrer Entscheidung. „Der wird auch noch einige Zeit andauern“, vermutet die Inhaberin des Geschäfts Leder Reese. Denn vom Wahlkampf und vom Austausch von Argumenten habe sie bislang nur wenig wahrnehmen können. „Mir sind die Kandidaten der Bürgermeisterwahl bekannt, aber ihre Agenda für die nächsten Jahre haben bis jetzt wenig Konkretes“, erklärt Wagner. Den aktuellen Bürgermeister kenne sie ja ohnehin. Und den bislang einzigen Gegenkandidaten habe sie im Rahmen eines Treffens der Kaufleute kennengelernt. Das reiche ihr aber nicht. Zwar gehe es bei einem Wahlkampf auch immer um Personen, erklärt sie, doch noch wichtiger seien die Themen und Visionen, mit denen ein Bürgermeister die Stadt in die Zukunft führen wolle. Erst recht in Krisenzeiten. Für sie als Geschäftsinhaberin und Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes sei die Innenstadtentwicklung eines der Kernthemen. „Die Sanierung der City wird nach dem Umbau des Roten Platzes bald abgeschlossen sein. Jetzt ist es wichtig, die Straßen und Plätze auch mit Leben zu füllen“, so Ute Wagner. Für sie ist die Politik nun gefordert, „denn sie muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Geschäfte in den Zentren überleben können.“
Sonntags shoppen
Auch für Anette und Dieter Göllner ist die Entwicklung der Zentren wichtig. Als Gastronomen in der Dammstraße profitieren sie direkt von einer attraktiven Innenstadt – und von einem florierenden Einzelhandel. „Beides sorgt dafür, dass die Menschen in die Stadt und damit auch zu uns in die Kate kommen“, so Dieter Göllner. Für ihn sind weitere Sonntagsöffnungen des Einzelhandels immens wichtig und „angesichts der 24-Stunden-Erreichbarkeit der Internetshops auch längst fällig.“ Zu weiteren Wahlthemen wollen sich Anette und Dieter Göllner erst Gedanken machen, wenn sich alle Parteien aus der Deckung gewagt haben. „Allzu viel zu beanstanden haben wir nicht“, so Anette Göllner. „Natürlich kann man immer meckern und auch etwas besser machen. Aber jeder hat seine ganz eigene Sicht auf die Stadt.“ Was beiden Eheleuten dann allerdings doch noch einfällt, sind die fehlenden Verkehrskontrollen in der Innenstadt. „Besonders in den Abendstunden werden Lange Straße und Dammstraße von Autofahrern genutzt, von denen sicher nur die wenigsten echte Anlieger sind“, bemängelt Dieter Göllner.
Ehrenamt und Digitalisierung
Stephan Kraus ist mitverantwortlich für den Jugendfußball des SV Werl-Aspe, u. a. als ehrenamtlicher Geschäftsführer des zugehörigen Fördervereins. Nach seiner Wahrnehmung kommt das Ehrenamt in Bad Salzuflen bislang viel zu kurz. Er wünscht sich von der Politik mehr Wertschätzung für die zahlreichen Helferinnen und Helfer der Salzufler Vereine. „Kostet ja nix“, so Stephan Kraus. Die Digitalisierung wird es hingegen nicht umsonst geben. „Dennoch muss sie in unserer Stadt endlich strategisch und agil angegangen werden“, meint er. Die Zukunft warte schließlich nicht auf Bad Salzuflen. Ohnehin sollte die Politik nach Auffassung des 53-Jährigen künftig nachhaltiger planen und wirtschaften. Dazu zähle auch, dass für öffentliche Einrichtungen mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um sie dauerhaft funktionsfähig zu halten. Für Stephan Kraus ist der Gang zur Wahl selbstverständlich, „denn die Demokratie muss geschätzt und gelebt werden.“ Eine Entscheidung über Parteien und Kandidaten hat er bisher noch nicht getroffen. „Der Wahlkampf beginnt ja auch jetzt erst. Bis auf etwas Tamtam in den sozialen Netzwerken und einem Plakat habe ich jedenfalls noch nichts davon mitbekommen“, so Kraus.
Kommentare
Das es nur mit anstrengenden Klimaschutz-Projekten überhaupt ein Fortbestehen geben kann hatte niemand auf dem Schirm? Na dann gute Nacht Heilbad Salzuflen!