Gerade erst kommt die Gastronomie nach der Corona-bedingten Schließung wieder in Fahrt. Der gastronomische Hotspot von Lippe fährt wieder hoch. Wir nutzen die Zeit für eine kleine Zeitreise und beamen uns für einen Kneipenbummel 100 Jahre zurück.
Die Goldenen Zwanziger waren auch für den Kurort ein wichtiges Jahrzehnt – die Gästezahlen explodierten förmlich und das Bad schickte sich an, als mondäner Heilkurort in der Liga von Baden-Baden und Bad Kissingen mitzuspielen.
Ein Blick in die Ausgaben des Lippischen Allgemeinen Anzeigers verrät uns, mit welchen Events und Angeboten die damaligen Gastronomen um Kundschaft und Gäste warben. Das Kurhaus lockte zweimal täglich mit Unterhaltungs-Konzerten und natürlich mit Aufführungen im Kur- und Stadttheater.
Der Barbetrieb Wiener Diele bot täglich „Original Wiener Schrammeln“ – Musik aus der österreichischen Hauptstadt. Überhaupt war Live-Musik das bevorzugte Mittel der Kundenbindung: Im Gasthof Koch, im Wiener Café, im Café Beckering, auf der Terrasse des Fürstenhofs und im Ratskeller versprachen Kapellen und Künstler-Konzerte eine gute Unterhaltung und beste Laune.
Schlechte Nachrichten gab es aber auch in dieser Blütezeit: „Das Bier wird in nächster Zeit auf das Doppelte seines Preises steigen“, vermeldete der Lippische Allgemeine Anzeiger am 4. Mai 1920. „Ein kleines Helles kostet dann 60 Pfennig und ein großes Helles 1,20 Mark.“ Was für ein Schock!
In Herford wollten sich die Wirte sogar weigern, das Bier zu diesen Preisen zu verkaufen. Ihre Drohung machten sie wenig später wahr – sie traten in einen Bierstreik: „Von der Bürgerschaft und vor allem den Biertrinkern wird erwartet, dass der Streik durch Enthaltsamkeit unterstützt wird“, ließ man verlautbaren.
Zur Gastwirtsmesse im Juni des Jahres war der Streik allerdings schon wieder Geschichte – und über den genauen Ausgang schwieg sich die lokale Presse aus …