Vor 75 Jahren wurde Bad Salzuflen überraschend und zeitweise zur Universitätsstadt. Und das kam so.
Während der Weltkriege wurden in der Badestadt Pensionen und Sanatorien als Lazarette genutzt. Von 1939 bis 1944 wuchs die Anzahl der Betten für verwundete Soldaten allerdings von ursprünglich 450 auf über 1.200. Der grausame Krieg zeigte also auch im sonst so beschaulichen Bad Salzuflen seine deutlichen Spuren.
Seit dem deutschen Überfall auf Russland war die Salzestadt auch offiziell zur Lazarettstadt erklärt geworden. Dieser Status führte u. a. dazu, dass Bad Salzuflen – anders als die Nachbarstädte Lage und Herford – von vernichtenden Bombenangriffen aus der Luft verschont blieb.
Die Universitätsstadt Münster dagegen musste über einhundert solcher Bombardements über sich ergehen lassen. Zu Kriegsende war die Innenstadt zu 91 Prozent zerstört. Im Spätherbst 1944 fiel daher die Entscheidung, die Medizinische Fakultät der Wilhelms-Universität nach Bad Salzuflen zu verlegen.
Da die zehn Kliniken der Fakultät auf 21 Hotels, Pensionen und Kurheime, das Hoffmannsstift und das Kreiskrankenhaus Schötmar verteilt wurden, musste auch das Personal und deren Angehörige in 43 weiteren Pensionen und Kurheimen untergebracht werden. Zudem benötigten rund 450 Studierende ein Dach über dem Kopf. Es galt also, zusammenzurücken. Insgesamt standen in der Medizinischen Fakultät 639 Patientenbetten zur Verfügung. Auch die Verwaltung der gesamten Universität wurde nach Bad Salzuflen evakuiert; der Rektor schlug sein neues Domizil in der Bismarckstraße 10 auf.
Kurz nach Kriegsende behandelten die zehn Kliniken Salzuflens 14.207 Menschen – die meisten davon in der Villa Doris (heute Lippische Nervenklinik Dr. Spernau) und in der damaligen Knabenheilanstalt von Bethesda. Es wurde eng in der Stadt. Die Aufnahme von Flüchtlingen sowie die Beschlagnahmung von Büro- und Wohnraum durch die englische Besatzungsmacht verschärfte die Situation zusätzlich. Doch nur rund ein Jahr war Bad Salzuflen eine Universitätsstadt, bis zum Dezember 1945 zogen Verwaltung und Medizinische Fakultät wieder nach Münster zurück. cmm