Hannover galt immer als die Stadt, in der das beste Hochdeutsch gesprochen wurde. Sämtlicher offizieller Schriftverkehr muss künftig in geschlechterspezifische Verwaltungs-sprache umgewandelt werden.
„Und ausgerechnet nächste Woche erwarten wir eine Delegation städtischer Beamteter aus der Landeshauptstadt. Lehrer heißen dort jetzt Lehrende“, erklärt Balthasar seinem Team. „Wir sollten zumindest den Anschein erwecken, dass wir Bad Salzuflender neuzeitlichen Ideen durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen.“
„Heißt das, ich bin keine Köchin mehr?“, empört sich Martha.
„Exakt, es gibt nur noch Kochende“, klärt Balthasar auf.
„Ich koche gleich über!“
„Und ich, was bin ich?“, fragt Heinz, Kofferträger und Mädchen für alles.
„Äh, Tragender und Person für alles, okay?“
„Und ich?“ Franz, Chef-Portier, schaltet sich ein.
„Erstens wünschen die Herrschaften, ich meine Gäste beziehungsweise Personen nicht mehr mit Herr und Frau angesprochen zu werden, wenn sie einchecken, sondern geschlechtsneutral mit ‚Mensch’. Zweitens würde ich statt Portier auf Portierender tippen.“
„Das klingt wie ein Hund“, tippt sich Franz an die Stirn. „Fehlt nur noch ein „A“ davor.“
In diesem Moment piepst Balthasars Handy.
„Ich sehe gerade, die Hannoveraner*innen haben per SMS abgesagt“, seufzt er erleichtert. „Sie konnten niemanden finden, der/die/das in ihrer Abwesenheit ihre Arbeit macht.“