Am 9. und 10. November vor 80 Jahren zeigte sich mit unverhohlener Brutalität, wozu staatlich gelenkte Gewalt gegen eine Minderheit fähig ist: In Bad Salzuflen und Schötmar wurden in den frühen Morgenstunden des 10. Novembers 1938 viele Wohnungen, Ladenlokale und Synagogen geplündert, zerstört oder angezündet.
Sieben Männer wurden anschließend ins KZ verschleppt. Bei der Reichspogromnacht wurden im damaligen Deutschen Reich insgesamt etwa 1.000 Synagogen und Bethäuser zerstört, über 7.500 Wohnungen und Geschäfte verwüstet. 30.000 Menschen wurden verhaftet, mindestens 100 Frauen und Männer starben.
Am 11. November erschien folgende Rechtfertigung in der gleichgeschalteten Lokalpresse: „Wer wollte dem deutschen Volk einen Vorwurf machen, dass es (…) irgendwie die Juden zu treffen versucht, die in Deutschland immer noch Asyl haben, aber dabei verkennen, dass sie nur Gastrecht genießen. (…) Es ist dem Juden nun einmal nicht gegeben, sich so zu benehmen, wie es einem Gast zukommt.“
Synagoge in Schötmar brannte aus
In Schötmar ließ man das jüdische Gotteshaus in der Aechternstraße „kontrolliert ausbrennen“. 1800 war hier das erste Gebetshaus entstanden, das 1888 durch einen massiven Steinbau ersetzt wurde. Bei einer Renovierung im Jahr 1929 erhielt die Synagoge eine neue Giebelfront, verlor dafür aber ihre Kuppel.
Nach dem Ausbrennen wurde der Bau 1939 erst zu einem Lagerhaus, 35 Jahre später zu dem heutigen Wohnhaus umgebaut. Die Salzufler Synagoge war 1856 mit städtischer Unterstützung und Geldern der jüdischen Gemeinde errichtet worden, zunächst als reiner Fachwerkbau.
1891 erhielt sie eine neue Giebelfront, an deren Tür und Fenster die drei Stahlrohre des heutigen Mahnmals erinnern. Das wurde 1998, also vor 20 Jahren, eingeweiht, nachdem die leere Fläche jahrzehntelang als Lager- und Parkplatz benutzt wurde.
Die zehn Stühle aus Stein innerhalb der ehemaligen Grundmauern stehen für den jüdischen Grundsatz, dass es zehn Männer braucht, um eine jüdische Gemeinde zu begründen. Nach 1938 hat es nie wieder eine eigenständige jüdische Gemeinde in Bad Salzuflen gegeben …
(c) Foto: Stadtarchiv Bad Salzuflen