Der schon wieder! In Sachen Popularität kann es Stefan Curry Drexhage in Bad Salzuflen locker mit der Kanzlerin aufnehmen. Seitdem er vor vierzehn Jahren die erste Bratwurst gegen Bezahlung aufs Rost gelegt hat, hat sich der gelernte Klempner zu einem der buntesten Hunde der Stadt gemausert. Ein Gespräch mit ihm lohnt sich immer, denn es gibt einige Details in seinem Leben, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Außerdem kommen immer wieder neue Geschichten hinzu. So fand dieses Interview während der Dreharbeiten zu einem Film statt, in dem Curry einen Mörder spielte.
Hallo Curry, wie stehen die Aktien?
Ausgezeichnet. Das Geschäft läuft, ich habe einen neuen Hund und fast jeden Tag passiert etwas spannendes Neues!
Dann mal der Reihe nach, und für die Leser, die dich tatsächlich noch nicht kennen. Beschreib dich mal!
Also gut. Seit 46 Jahren höre ich auf den Namen Stefan und seit rund vierzehn Jahren auch auf den Namen Curry. So lange habe ich nämlich schon meinen eigenen Wurststand neben dem Blumengeschäft Eikmeier in Holzhausen. Ich bin mit 1,87 Meter recht wohlgeraten und mein Gewicht geht keinen was an. Gelernt habe ich den Beruf des Klempners, aber nach meiner Ausbildung bin ich erst einmal für einige Wochen nach Australien abgetaucht. Dort habe ich auf dem Bau gearbeitet, wo ich auch hätte bleiben können, denn Arbeit gab es genug. Bin ich aber nicht.
Stattdessen hast du dich in die deutsche Wurstbuden-Szene gestürzt.
So schnell ging das nicht. Erst einmal habe ich als Schlosser in jener Druckerei angefangen, in der ich üblicherweise auch heute noch von Montag bis Donnerstag arbeite. Die Idee mit der Wurstbude kam mir aber schon vorher, als ich zeitweise auf dem Wochenmarkt Gemüse und Blumen verkauft habe. Ne gute Wurst geht immer, dachte ich mir. Und da ich eine gute Wurst nur selten gefunden habe, reifte der Gedanke mit Curry 54.
Warum die 54? Passten nur 54 Würstchen auf den Grill?
Nein. 1954 war das Baujahr meines damaligen Ovali-Käfers mit Faltdach.
Soso. Also haben ausgefallene Fortbewegungsmittel schon immer zu deinem Geschäftsmodell gezählt …
Sagen wir es so: Meine Hobbys und meine Vorlieben für Motorräder und coole Autos standen dem Erfolg meiner Tätigkeit nicht gerade im Wege. Ich konnte und kann alles wunderbar unter einen Hut bringen und muss mich nicht verbiegen.
Im Gegenteil, dein Image als durchtätowierter, harter Hund zählt sicher auch zu deinen Erfolgsfaktoren.
Wieso harter Hund? Ich heule bei traurigen Filmen, höre am liebsten Funk- und Soul-Musik und habe mich erst tätowieren lassen, als mein Vater vor rund zehn Jahren starb – denn er hätte es mir nie erlaubt. Ich denke, die Bezeichnung Bunter Hund passt in jeder Hinsicht besser zu mir.
Was du ja auch mit deiner eigenen sommerlichen Veranstaltungsreihe deutlich machst. Was passiert an den Bunte-Hunde-Abenden?
Es kommen viele nette Leute zusammen, um zu quatschen, etwas Gutes zu essen und vielleicht auch etwas zu trinken. Außerdem gibt es für Auto- und Motorradfreaks etwas zu bestaunen, denn es sind immer einige Gleichgesinnte mit ihren außergewöhnlichen Karren vor Ort. Der Bunte-Hunde-Abend findet immer am ersten Freitag des Monats statt und dauert bis 21.30 Uhr. Dann ist der Spuk vorbei. An normalen Freitagen mache ich den Streamer schon um 18 Uhr dicht, denn am Samstag stehe ich schon wieder bis 14 Uhr am Grill.
Vor einigen Wochen hast du dich als Gastgeber im Till Eulenspiegel versucht. Wie kam es dazu?
Das Till zählt zu den wenigen Läden in der Stadt, in denen du auch nach zwei Uhr noch ein Bier bekommst. Sabine, mein Kumpel Marcel und ich haben uns überlegt, wie wir die Leute einmal ins Till bekommen, damit sie die Hemmungen vor dem ehemaligen Bordell verlieren und das Lokal als gemütliche Kneipe für sich entdecken. Also haben wir eine Party veranstaltet. Die hat so viel Laune gemacht, dass wir zu Halloween nachlegen wollen.
Stimmt es, dass du nun auch unter die Schauspieler gegangen bist?
Ja, in dem Kurzfilm Wo ist Walter? spiele ich eine kleine Rolle als Mörder. Die Dreharbeiten haben teilweise im Till stattgefunden und 2019 soll der Streifen auf einigen Festivals laufen. Verrückt, wie sich manche Dinge fügen.
Letzte Frage: Du hast einen neuen Hund! Warum heißt der Smut?
Wenn du dir meine Tattoos näher ansiehst, erkennst du, dass ich ein Pirat bin. Mein letzter Hund ist leider vor einigen Monaten von Bord gegangen, deshalb musste nun ein neues Crewmitglied anheuern. Smut ist ein 22 Wochen alter Broholmer, der mir guttut. Der Wurstdreher ist wieder besser drauf, sagen die Leute. Da ist was dran.