Manche Perlen der Stadtgeschichte entdeckt man nicht auf den ersten Blick – die Überbleibsel der Stadtmauer zwischen der Osterstraße und der Otto-Künne-Promenade gehören wohl dazu.
Nach der Zerstörung in der Soester Fehde (1447) begann man mit dem Bau einer umfassenden Mauer um die
damalige Stadt. Am Zufluss der Salze lag der Mühlenteich (heute der Bereich zwischen Kurgastzentrum und Dammstraße), am Ausfluss an der heutigen Grabenstraße befand sich einigen Überlieferungen nach ein steinernes Tor mit einem Fachwerkturm.
Ein Zeitzeuge schreibt: „Eine Treppe führte zu einer im Turm befindlichen Brücke, die die beiden Salzeufer verband. Außerdem enthielt der Turm ein sehr starkes eisernes Gitter, das herabgelassen werden konnte und das Flussbett vollständig gegen feindliche Überfälle absperrte. Als Kinder sind wir häufig genug über diese Bogenbrücke gelaufen, um rasch von einem Stadtteil in den anderen zu kommen.“ Der hölzerne Aufbau, im Volksmund Bogen genannt, war wohl um 1860 noch vorhanden, verfiel dann und wurde abgebrochen.
Allerdings blieb der Name wohlerhalten, denn die Straße bzw. des Fußweges Hinterm Bogen soll noch heute daran erinnern. Und zugleich ist an der Stelle, an der der Bogen stand, heute immer noch ein Salze-Übergang. Doch statt ein paar Stufen hinauf, steigt man jetzt ein paar Stufen hinab.
Auch die benachbarte Grabenstraße bezieht ihren Namen indirekt von der Stadtmauer: Denn zwischen dieser Stadtmauer und der heutigen Straße zog sich ein Wassergraben hinauf bis zur Osterstraße, wo sich das Ostertor – eines von vier Stadttoren – befand. Dessen Spuren sollen bei der Neupflasterung der Straße übrigens im Pflaster nachempfunden werden, so dass man ab 2019 theoretisch das gesamte mittelalterliche Salzuflen entlang der ehemaligen Stadtmauer erlaufen kann.