Es ist beruhigend, wenn man sieht, wie einem wie Bodo Wartke in der Konzerthalle die Herzen zufliegen. Zeugt es doch davon, dass intelligente Unterhaltung selbst in Zeiten von Jorge Gonzalez, Mario Barth und DJ Ötzi sexy wirken kann.
Bodo Wartke, der nach eigenen Angaben trotz seiner Schlaksigkeit häufig mit Edward Snowden verwechselt wird, verbindet auch in seinem neuesten Programm spielerische Virtuosität mit messerscharfem Verstand. Sein Klavier-Kabarett kombiniert profane Alltagsbeobachtungen, aus den Fugen geratene Gefühlswelten und wütende Statements zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Seine Texte sind geschliffen, manchmal bewusst kalauernd, dabei aber nie beliebig. Wer liebt, riskiert zu leiden. Wer nicht, der leidet schon: Solche Sätze bleiben auch nach dem zweistündigen Programm noch lange im Gedächtnis.
Begleitet wurde Bodo Wartke von Melanie Haupt, die bereits seit 2002 mit ihm auf der Bühne steht. Mit vollem Körpereinsatz, urkomischer Mimik und großartiger Musikalität schmachtete sie als französische Diva auf dem Flügel ihr Liebeslied Quand même je t’aime, das allerdings durch die herzlose Simultanübersetzung Bodo Wartkes grandios zunichte gemacht wurde. Darüber hinaus tanzte die gebürtige Bielefelderin einen temperamentvollen Charleston, spielte Ukulele und verkörperte den griechischen Helden Theseus, den auch Bodo Wartke in seiner eigenen Adaption der Sophokles-Tragödie Antigone per Bindfaden durch ein Labyrinth schickt. 2018 soll das Stück auf die Bühne kommen.
Einen von vielen weiteren Glanzpunkten des Abends setzte Bodo Wartke mit der Zauberflöten-Arie Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen. Dem in mehrfacher Hinsicht schwerverdaulichen, vorgelesenen Libretto (Hölle, Hölle, Hölle) setzte er eine moderne Wartke-Fassung entgegen.
Einziger Wermutstropfen des Abends:
Es waren noch einige Plätze frei in der Konzerthalle. Ach ja, auf RTL lief Let´s Dance mit Jorge Gonzalez.