Seit Kurzem gibt es wieder ein Brauhaus in Bad Salzuflen – allerdings ein bayerisches. Vor über 140 Jahren stand in unserer Stadt noch ein stadteigenes Brauhaus, in dem Salzufler Bier gebraut wurde, und eine ausgewählte Gruppe, die sich um die Qualitätskontrolle kümmerte.
Das Städtische Brauhaus befand sich hinter der (inzwischen geschlossenen) Adler-Drogerie an der Salze, neben dem heutigen Übergang zum Salzhof. Erstmals erwähnt wurde es in der Braueramtssatzung von 1581. Sie besiegelte die Gründung der Brauergilde, in die jeder Bürger eintreten musste, wenn er Bier brauen wollte. Gestiftet wurde die Gilde am 1. September 1581; sie sollte vor allem den Import ausländischer Biere verhindern. Mit ausländisch war Bier aus Hameln und Minden gemeint.
Im Brauhaus sorgte ein städtischer Brauknecht für den reibungslosen Ablauf: 2,4 Tonnen Malz durfte jedes Mitglied der Gilde pro Jahr verbrauen lassen, berichtet Otto Pölert in seiner Stadtchronik. Damit ließ sich (auch nach heutigen Maßstäben) schon recht viel Bier herstellen.
Die Probeherren (s. Foto) waren eine städtische Kommission zur Überwachung von Preisen und Gewichten – denen auch die Qualitätskontrolle des im Brauhaus hergestellten Bieres oblag. Natürlich wurde sehr intensiv geprüft – im Brauhaus, im Ratskeller und in den übrigen Gastwirtschaften der Stadt. Das rief in der Zeit des Biedermeier die Mitglieder des Mäßigkeitsvereins auf den Plan, die den vier städtischen Probeherren den Medizinalrat Dr. Hasse, den Salineninspektor Brandes und den Gemeindebeisteher Budde als Aufpasser mitgaben. Die Überlieferung besagt aber, dass es mit den drei Aufpassern schnell vorbei war, denn ihre Trinkfestigkeit war eher bescheiden. So verließ man sich künftig wieder allein auf die vier Probeherren, die der Aufgabe besser gewachsen waren …
1790 wurde das Städtische Brauhaus von Grund auf neu errichtet, wobei die eigene Bierbrauerei immer mehr abnahm. 1829 verpachtete die Stadt deshalb Gebäude und Anlage an zwei Bürger. Nur noch die Kosten für die Anlage des Bierkellers, des Felsenkellers, an dessen Stelle heute die Scala steht, hatte die Stadt noch zu tragen. Am 18. Oktober 1880 endete die hiesige Chronik des Brauhauses mit dem Verkauf an Hugo Hunecke (den Eigentümer der Adler-Drogerie) und dem anschließenden Abriss.