Sebastian Pufpaff feuerte im vollen Kur- und Stadttheater messerscharfe Pfeile mit bissigem Humor und unglaublichen Geschichten in die Sitzreihen. Diesem Angriff konnte sich keiner entziehen – bei der Darbietung seines Programms Auf Anfang blieb kein Auge trocken.
Früher war alles besser, denn das war ja früher! Heute steht der gemeine Deutsche vor einer Existenzkrise, auch Sebastian Pufpaff. Sein größtes Problem – ihm geht es gut! Und das kann wirklich nicht sein.
In einer Rosa-Tütü-Glitzer-Einhornwelt ist ein Kabarettist arbeitslos und das will keiner. Also wird der höfliche Supermarktbesitzer von nebenan ganz schnell zum faulen Ausländer umfunktioniert. Es wird empört aufgelegt, wenn der verständnisvolle Herr von der Servicehotline tatsächlich helfen kann. Da behält man seine kaputten Kopfhörer doch lieber selbst, als das nächstbessere Modell plus 20-Euro-Gutschein per Express kostenlos zugeschickt zu bekommen! Was für eine Frechheit.
„Ich wollte mich aufregen! Wenn ich mich nicht aufrege, wer bin ich denn dann? Das nimmt mir doch die Identität als Deutscher“, stellte Pufpaff schon am Anfang klar. Und falls es anderen einmal genau so geht und gerade kein Feindbild zur Hand ist, hat er einen ganz einfachen Tipp: „Schalten Sie die Glotze an und gucken Sie Nachrichten! Da wird einem schon erzählt, in welche Richtung man mit Mistgabel und Fackel zu laufen hat.“
Neben Anekdoten über Strudelwürmer, denen auf mysteriöse Art bewiesen wurde, dass sie die dümmsten Lebewesen der Welt sind, Beziehungsratschlägen, dem neusten Toilettentratsch über die Wundermaschine Dyson Airblade oder Vibratoraufsätze für die elektrische Zahnbürste (für nur 3,95 Euro!) standen dann auch die ernsten Themen auf dem Programm. Dabei ging es jedoch nicht nur um die politische Situation mit Erdogan, Trump oder der AfD. Auch der momentane Lebenstrend „Immer schneller und besser“ wurde kritisch bewertet. Was wünscht man sich noch vom Leben, wenn der ideale 22-Jährige seine berufliche Ausbildung und sogar die Familienplanung schon abgeschlossen hat? Die restlichen 60 Jahre seines Lebens ist er im System gefangen und arbeitet bis zum Burnout.
Hier kommt Pufpaff zum Namen des Programms: Auf Anfang. Denn genau das ist es, was man viel öfter machen sollte: Das Gehirn auf Werkseinstellung setzten, sich selbst blitzdingsen und sich selbst die Chance geben, einander ohne Vorurteile zu betrachten, in die Welt zu gehen und sie nur so zu sehen, wie sie wirklich ist.
Ein hervorragender Kleinkunstabend. pk