Wäre der in Mexico geborene Humberto Lorenzo Rodriquez Tito Larriva nicht noch immer ein hochambitionierter Musiker, so könnte er sein Geld mit Managerkursen für die erfolgreiche Markenbildung verdienen. Schließlich funktioniert seine eigene Hausmarke Tito & Tarantula seit fast 20 Jahren hervorragend.
Bereits einige Wochen vor dem Konzert im Bahnhof waren sämtliche Tickets für Tito & Tarantula verkauft. Die Band, deren Herzstück allein aus Tito Larriva besteht und die in ihrer 23-jährigen Bandgeschichte fast 20 Musiker kommen und gehen sah, lockt selbst zwei Jahrzehnte nach der perfekten Tarantino-Horrorshow From Dusk Till Dawn noch die Massen an. Und das mit nur einem echten Hit. After Dark.
Doch allein dieser Song reicht schon aus, um Tito & Tarantula aus der Gruft der Vampire in die Höhen des Rock-Olymps emporsteigen zu lassen. Denn bereits beim ersten Gitarrenklang dieser schwül-schleppenden TexMex-Nummer öffnet sich zumindest bei den männlichen Fans sofort der Vorhang des hauseigenen Kopfkinos, um den nach innen gerichteten Blick auf Salma Hayeks Tabledance im Titty Twister freizugeben.
Dass das rund 90-minütige Konzert zielstrebig auf diesen immer noch guten Song zusteuert, verwundert niemanden. Doch bei der diesjährigen Tour macht After Dark als grandioses Finale mehr Sinn denn je. Schließlich steht das aktuelle Album Lost Tarantism im Fokus der 2015-Konzerte. Wie der Titel es bereits andeutet, enthält es einige einst vergessene oder überhörte Perlen aus Tito Larrivas Tarantism-Schaffensphase, der auch After Dark und das ebenfalls im Tarantino-Film verwendete Angry Cockroach zuzuordnen sind. Mit In My Arms Tonight und Back to Mexico gaben Tito & Tarantula zwei schon fast untypisch softe, aber nicht weniger mitreißende Kostproben des Lost-Tarantism-Albums. Großartige Songs, die schon viel früher einen großen Auftritt verdient gehabt hätten.
Auch die Besetzung der sechsköpfigen Band löste bei den Fans große Freude aus. Während die einen die Ur-Mitglieder Johnny Vatos und Peter Atanasoff feierten, suchten andere Blickkontakt zu der hübschen Bassistin Lolita Carroll. Doch Vorsicht: Ihr Vater heißt Humberto Lorenzo Rodriquez Tito Larriva. ta
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