Das heutige Schliepsteiner Tor ist vollendet, die Bauarbeiten sind hier abgeschlossen – doch der Namensgeber des Platzes hat davon nichts mehr mitbekommen. 1935, vor 80 Jahren, wurde das Schliepsteiner Tor an der Lange Straße abgerissen, zwei Einfassungen im Pflaster der neuen Fußgängerzone erinnern an seinen Standort. Zu sehen ist das Tor nur noch auf Fotos und Postkarten sowie auf einer Flasche, die ein hochgeistiges Getränk beinhaltet.
Das Schliepsteiner Tor bildete mit dem Ostertor, dem Herforder Tor und dem Heßkamper Tor einen der vier Durchlässe in der 2.180 Fuß langen Mauer rund um die Stadt. Nach den Erfahrungen der Soester Fehde 1447 wurde die Stadtmauer rund um die Stadt errichtet; Quellen berichten, dass sie ursprünglich bis zu fünf Meter hoch war. Entlang der Turmstraße, der Mauerstraße und Hinterm Bogen ist sie heute noch in Teilen zu erkennen. Für eine aufstrebende Badestadt des 19. Jahrhunderts wurde sie bald zum Hindernis. Die engen Durchlässe passten nicht mehr zum Verkehrsaufkommen eines Weltbades, das man werden wollte. Und mit den Ansiedlungen vor der Mauer hatte sie auch ihren Zweck verloren. So begann der Abriss der Stadtmauer; ihre Steine sollen für das Anlegen von Wegen und Straßen nach Exter, Wüsten und Werl verwendet worden sein.
Als die Stadttore verschwunden waren, kamen die Salzufler jedoch auf die Idee, wenigstens ein Türmchen zu bauen, dass an das Schliepsteiner Tor erinnern sollte. So entstand der Fachwerkturm an der Lange Straße. Mit der Verbreiterung dieses Verkehrsweges hatte dann – knapp 90 Jahre nach seiner Errichtung – auch das letzte Stündchen des Fachwerkbaus geschlagen. Zwar regte sich Protest in der Stadt, aber letztendlich setzen sich die Befürworter der Modernisierung durch – und der Turm fiel.