Kur- und Stadttheater
Foto: ta

René Steinberg als Quatschmacher zu bezeichnen, wäre sicherlich weit untertrieben. Wahrscheinlich wäre es aber für ihn selbst absolut okay.

Denn Quatsch ist das, was ihn nach eigenen Angaben antreibt, ihn motiviert und ihm das Leben überhaupt erst lebenswert macht. Im leider längst nicht ausverkauften Kur- und Stadttheater hat Steinberg einen Einblick in seine Welt gewährt. Eine Welt, die er sich gern so macht, wie sie ihm gefällt – ganz nach dem Motto seiner Lieblingsphilosophin Pipi Langstrumpf. Der strumpfgewordene Ungehorsam scheint ohnehin Steinbergs großes Vorbild zu sein. Der sympathische Ruhrpottkabarettist, der auf der Bühne rüberkommt wie Michael Schanze zu besten „1,2 oder 3”-Zeiten, hält wie die eigenwillige Kinderbuchfigur nichts davon, sich dem ständigen Optimierungswahn zu beugen.

René Steinberg wehrt sich, jeden Aspekt des Lebens nach Kosten und Nutzen zu bewerten. Musik war mal Kunst. Heute ist sie ein Mittel, um in merkwürdigen Sendungen in den Recall zu kommen. Der Tatort war einst ein Ereignis mit Typen wie Schimanski, heute ermittelt Til Schweiger auf dem Friedhof der Nuscheltiere. Beispiele aus der guten alten Zeit findet Steinberg für fast alle Bereiche des Lebens. Auch die mechanische Schreibmaschine, das Telefon mit Wählscheibe (und Brokat-Überzug) sowie den Fotoapparat mit 36 Fotos auf dem Film holt der Kabarettist vor den geistigen Augen des Publikums aus der Nostalgie-Schatulle hervor.
Ohnehin fühlt man sich als Besucher, der vor 1980 geboren wurde, oftmals zurück in alte Zeiten versetzt. Denn Steinbergs Programm erinnert zeitweise stark an eine der vielen großen Samstagabend-Shows von damals – mit musikalischer Begrüßung (nur ohne Showtreppe und Fernsehballett), netten Sketchen (teilweise unter Mitwirkung des Publikums) und braven Parodien aktueller Songs (Happy von Pharrell Williams) sowie bekannter Persönlichkeiten (Sarko de Funès, Tatort mit Til, Herbert und Udo, Ronald Pofalla). Das gefühlte Lagerfeuer, das einst die Familien vor den Röhrenfernsehern vereinte, verlegte René Steinberg an einem Freitagabend ins Kur- und Stadttheater. Zum Abschluss wurde sogar gemeinsam gesungen – u. a. Drei Chinesen mit dem Kontrabass auf Ö – schöner geht´s nicht. ta

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