Als aus dem Städtchen Salzuflen vor 100 Jahren Bad Salzuflen wurde, hatten nicht nur die Kurgastzahlen schwindelerregende Höhen erreicht.
Auch städtebaulich war die Salzestadt in den zurückliegenden 60 Jahren bis 1914 geradezu explodiert; was nicht nur mit den Badegästen zusammenhing. Die erste Stadterweiterung richtete sich noch nach dem größten Arbeitgeber, den Hoffmanns Stärkefabriken aus: Der Neumarkt (mit seinen kleineren Häusern und enger Bebauung) entstand. Für die Kurgäste dagegen entwickelte sich bis zum Ende der Belle Époque (mit Beginn des ersten Weltkriegs am 1. August 1914) eine mondäne Welt der freistehenden Villen und Pensionen.
War die Unterbringung auswärtiger Gäste zunächst noch eher spartanisch, stiegen mit neuen Quellen, neuen Badehäusern und zunehmender Gästezahl auch die Ansprüche. Die Stadt wuchs schnell in Richtung Obernberg: Die Parkstraße entlang des Rosengartens und des Kurparks entwickelte sich zu der Adresse in Bad Salzuflen. Hinzu kamen Straßen, die heute noch viel vom Flair jener Zeit vermitteln: Etwa die untere Roonstraße oder der untere Teil der Moltkestraße. Hier entstanden im Stil der Jahrhundertwende beeindruckende Pensionshäuser mit großen Gärten – oft aber mit nur einem Gemeinschaftsbad pro Etage. Auch die Bereiche Wenkenstrasse, Augustastraße, Waldstraße, Lietholzstraße und Bleichstraße waren begehrt, denn schon damals entstand ein Trend: Bad Salzuflen wurde beliebter Altersruhesitz. Das Flair und die Angebote des Kurortes machten die Stadt auch für vermögende Rentner attraktiv. Der Bielefelder Fabrikant Nikolaus Dürkopp baute z. B. die gleichnamige Villa anstelle des Schützenhauses an der Obernbergstraße 2 (heute Hotel Roseneck). Stichwort Hotel: 1911 öffnete der Fürstenhof an der Parkstraße seine Pforten und galt lange Zeit als erstes Haus am Platze. Gegenüber stand die Villa Johanna, deren Besitzerin mit einer Stiftung den Grundstein für das heutige Feierabendhaus in der Wenkenstraße legte. Der Fürstenhof wurde zur Klinik und die anstelle der Villa Johanna 1982 eröffnete Klinik am Kurpark verschwindet gerade per Abrissbagger wieder aus dem Stadtbild.