Ein bunter Eilzug rauschte durch die Musik-Jahrzehnte und durch die Konzerthalle. Mitgenommen hat er alle, die dabei waren. Die Zeitreise umfasste unvergessliche Songs, Ohrwurm-Refrains und Hits, die jeder kennt. Albert Hammond lieferte mit seinem 73er-Hit „I‘m A Train“ selbst das Motto für einen denkwürdigen Abend, an den man sich in Bad Salzuflen wohl noch lange gern erinnern wird.
Der in den USA lebende Brite präsentierte sich im 70. Lebensjahr durchtrainiert, topfit, überaus sympathisch und in allerbester Spiel-, Sing- und Plauderlaune – dass Ehefrau Claudia im Publikum saß, schien ihn besonders motiviert zu haben. Begleitet von seiner vierköpfigen Band (J.J., Daniel, Charlie und Rafa sind in Spanien Rockstars der härteren Liga) gab Albert Hammond alles – und noch ein bisschen mehr. Nach „Everything I Want To Do“, „Down By The River“ und „I Don’t Wanna Live Without Your Love” spazierte Hammond mal in voller Band-Besetzung, mal unplugged durch sein unglaublich vielseitiges Songbook. „Little Arrows”, „Freedom Come, Freedom Go”, „Gimme Dat Ding”, „Give A Little Love” – alles dabei. Zusätzlich ließ er in perfekt ausgesteuertem Sound auch längst vergessene B-Seiten wie das wunderschöne „Brand New Day” wiederaufleben.
Die Dramaturgie der Show war denkbar simpel, und genau deshalb klug – Hammond plauderte zwischen den Stücken immer wieder über seine Begegnungen mit anderen Stars wie Johnny Cash, mit dem er eine Woche lange Chili Con Carne essen musste, Roy Orbison, der sich in Malibu langweilte und Julio Iglesias, dem er das schon mehrfach veröffentliche „To all The Girls I‘ve loved before“ als neuen Song „verkaufte“.
Fast filmreif der Moment, in dem sich Albert Hammond am Ende von „One Moment in Time“ verabschiedete, die Band zu einem fulminanten Finale ansetzte und die rund 600 Besucher vor Begeisterung geschlossen von ihren Sitzen sprangen. Dabei sollte es danach erst richtig losgehen, denn die größten Hits hatte sich der Entertainer für die Zugaben aufgehoben: Mit „Nothing’s Gonna Stop Us Now“ kam Partystimmung auf, bei „When I Need You“ hielten sich die Paare im Publikum eng umschlungen, um dann bei „The Air That I Breathe“ wie auf Wolken mitzusingen.
Bei „The Free Electric Band“ und „It Never Rains In Southern California“ tanzten und klatschten schließlich nicht nur die eingefleischten Fans, sondern auch die, die mit einer „Mal gucken, was der noch drauf hat“-Einstellung gekommen waren. Ein großartiger Montagabend.