Er ist nicht besonders groß und auch nicht begehbar. Trotzdem zählt der Katzenturm zu den bedeutendsten und geschichtsträchtigsten Sehenswürdigkeiten unserer Stadt. Und zu den beliebtesten Postkartenmotiven von Bad Salzuflen.
Im Jahr 1488 wurde Salzuflen von Bernhard VII., Edler Herr zur Lippe, von einer Minderstadt (Wigbold) zu einer Stadt aufgewertet. Eine Minderstadt verfügte zwar bereits über Marktrechte, nicht aber über die kompletten Stadtrechte, die weitergehende Privilegien enthielten. Bereits 1450 begann man in Salzuflen mit der Errichtung eines Mauerrings. Die Ernennung zur Stadt half finanziell, den schützenden Mauerring fertigzustellen.
Vier Stadttore (Schliepsteiner Tor nach Norden in Richtung Exter, Heßkamper Tor nach Nordosten in Richtung Wüsten, Ostertor nach Südosten in Richtung Schötmar und Herforder Tor nach Westen in Richtung Herford) und drei Wehrtürme wurden in das Bauwerk eingelassen.
Teilbereiche dieser spätmittelalterlichen Stadtbefestigung haben sich bis heute erhalten, darunter der einzige verbliebene Wehrturm – der Katzenturm in der Turmstraße.
Dieses alte Bauwerk ist einer von mindestens zehn sogenannten „Katzentürmen“ im deutschen Sprachraum. Katzentürme gibt es zum Beispiel auch in den Orten Freiburg im Uechtland (Schweiz), Feldkirch (Österreich), Limburg/Lahn, Löbau oder Karlstadt in Franken.
Was diese Türme mit Katzen zu tun haben oder hatten, lässt sich nicht eindeutig erklären. Vermutlich haben die Bezeichnungen für die einzelnen Türme sogar unterschiedliche Hintergründe. Der Obere Torturm in Karlstadt wird beispielsweise deswegen im Volksmund als Katzenturm bezeichnet, weil „der letzte Türmer beim Heraufziehen von Brennholz einen Fall aus dem vorletzten Stockwerk auf einen großen Reisighaufen in der Hauptstraße wie eine Katze unbeschadet überstand“. So steht es auf der Internetseite der bayerischen Stadt geschrieben.
Der Katzenturm in Feldkirch, der ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt, hat seinen Namen von seinen schweren Geschützen, die mit einem Löwenkopf verziert waren.
Die Bezeichnung Katzenturm für das Bauwerk in Bad Salzuflen ist aller Wahrscheinlichkeit nach einfach auf das mittelhochdeutsche Wort „Katte“ zurückzuführen, was nichts anderes bedeutete als Schanze. Auch die an einen Katzenbuckel erinnernden Hohlziegel könnten zur Namensgebung beigetragen haben.
Eine ganz andere Deutung gibt eine weitere Verwendung des Turmes her. Der Salzufler Katzenturm wurde zeitweilig auch als „Diebsturm“ bezeichnet, weil hier kleinere Gauner und Diebe in einer von der Turmstraße erreichbaren Arrestzelle ihre Strafe absitzen mussten. Auch lautstarke Zecher, die in der Nacht aufgegriffen wurden, fanden sich am nächsten Morgen häufig im Katzenturm wieder. Wenn sie mit „dickem Schädel“ aufwachten, war der Schrecken und der Schmerz groß. Und ihr Katzenjammer auch außerhalb des Turmes zu hören …