Im Dezember aus dem Knast, im Februar wieder rein: Ein 25-Jähriger wurde kürzlich bei einem Ladeneinbruch von der Polizei gefasst. Er ist dringend verdächtig, für eine Serie von etwa 20 Einbrüchen im Raum Schötmar, die Ende Dezember 2010 begann, verantwortlich zu sein.

Bad Boy in Bad Salzuflen
Bad Boy in Bad Salzuflen: Die Harten kommen nicht immer den Garten, sondern in den Knast. Und das immer öfter!
Bei einer Wohnungsdurchsuchung konnte Diebesgut sichergestellt werden, das bereits fünf Einbrüchen dieser Serie zugeordnet werden kann. Der Tatverdächtige war erst im Dezember aus der Haft entlassen worden und beging bisherigen Ermittlungen zufolge noch vor dem Jahreswechsel die nächste Tat.

Der junge Mann ist ohnehin ein alter Bekannter der Polizei, weil er bereits als Jugendlicher in Bad Salzuflen die ersten Straftaten beging. Solche „Karrieren“ werden auch in unserer Stadt immer häufiger und das beginnt oft schon im strafunmündigen Alter – also unter 14 Jahre. Die Zahl der Intensivtäter in Bad Salzuflen ist besonders hoch: In Bad Salzuflen werden lippeweit die meisten Delikte jugendlicher Intensivtäter gezählt. Zur Zeit werden neun Intensivtäter betreut, die insgesamt 61 Straftaten begangen haben. Weitere 13 „Beratungsresistente“ stehen unter Beobachtung – sie kommen zusammen auf weitere 263 Straftaten. Zum Vergleich: In Berlin zählte man 2009 550 polizeibekannte Intensivtäter.

Ein „runder Tisch“ aus Polizei, Justiz, Jugendamt und Politik hat sich jetzt eingehender mit dem Thema beschäftigt. Denn in Bad Salzuflen gibt es eine besondere Situation: Während die Zahl der Jugendkriminalität hier allgemein gleich bleibt, steigt die der jugendlichen Intensivtäter. Diese wohnen über das ganze Stadtgebiet verteilt, sind meist männlich. Erschreckend: Die Älteren haben oft eine negative Vorbildfunktion. Vielfach orientieren sich jüngere an den älteren Tätern, wollen auch „cool sein“, ein Abenteuer erleben oder einfach nicht abseits stehen. Gefährlich ist das vor allem, wenn man weiß, wo sich die Intensivtäter oft und gerne aufhalten – etwa an einem beliebten Treffpunkt in der Innenstadt, in einem Jugendtreff, einem Jugendhaus oder unter einer bekannten Brücke. Hier findet sich der Nachwuchs, ein großes Betätigungsfeld für die Jugendarbeit.

An verschiedenen Stellen wird deshalb auch mit Angeboten in der Schule, bei den Familien direkt oder auch unmittelbar auf der Straße angesetzt. Dabei steht nicht nur die Jugendarbeit im Fokus. Gute Erfahrungen hat man in der Stadt auch mit Jugendkontaktbeamten der Polizei gemacht. Wo ein Polizist von Kindesbeinen an als Autorität und gleichzeitig als Ansprechpartner für Probleme erlebt wird, so zeigt es sich, besteht weniger Gefahr, dass Kinder und Jugendliche in die Kriminalität abrutschen. Wer erst nach einer Straftat mit der Polizei in Berührung kommt, dem hilft das wenig. Denn eines ist den Intensivtätern auch gemein: Strafen haben kaum noch abschreckende Wirkung. Das zeigt sich auch an dem jetzt festgenommenen 25-Jährigen.

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