Schlendern wir ein wenig weiter die Straße am Markt hinab in Richtung des Salzelaufs.
Obwohl sich auf der rechten Straßenseite wunderschöne Fassaden des 19. Jahrhunderts präsentieren, versteckt sich das ein oder andere deutlich ältere Haus dahinter. Oftmals präsentiert sich die Geschichte des Hauses ja nicht auf dem ersten Blick. So duftete es im Stadtcafé, einem der ältesten Cafés der Stadt, nicht nur heute nach frischgebackenem Kuchen… Schon im 17. Jahrhundert wurde hier täglich frisches Brot gebacken. Und einige „Modernisierungen“ dürften auch nicht geschadet haben, erwartet Geburtstagskinder hier doch immer eine besondere Überraschung.
Gleich nebenan, dort wo seit kurzer Zeit die Commerzbank nun auch zu finden ist, war vor vielen Jahren einmal die Sparkasse der Stadt zu Hause. Die damalige Sparkasse Bad Salzuflen hatte hier über lange Jahre ihren Geschäftssitz, bevor sie 1955 in die Grabenstraße umzog (die damals neu erbaute Hauptstelle der Bank ist inzwischen auch schon längst Geschichte). Und auch der Name „Sparkasse Bad Salzuflen“ ist schon Vergangenheit…
Ja ja… das liebe Geld…. Das wurde vor langer Zeit auch einmal einem Mitarbeiter der Sparkasse zum Verhängnis. Die Versuchung durch das viele Geld im Tresor war wohl doch zu groß für den Mann und eine verhängnisvolle Geschichte nahm ihren Lauf. Aber keine Sorge, so etwas ist seitdem bei den Salzufler Banken nie wieder passiert und Lipper passen ja eh ständig aufs Geld auf – auch wenn es nicht das eigene ist.
Apropos Banken: Vis-a-vis und dort, wo heute die Lippische Landeszeitung in Bad Salzuflen zu Hause ist, residierte ursprünglich die Volksbank Salzuflens. Haben Sie eigentlich schon mal gesehen, dass es eben an diesem Haus von der Straße aus nur eine Eingangstür, eben den Eingang zu LZ gibt? Wie kommt man nur in die Wohnungen darüber? Das Geheimnis versteckt sich hinter der etwas versetzten Tür an der Seite des Hauses. Zwischen LZ und dem Antiquitätengeschäft führt eine Tür zum Hintereingang des Hauses. Eine Herausforderung für jeden neuen Post- und Paketzusteller.
Hier an der Steege verläuft die Salze ein kleines Stück unterirdisch. Dadurch ist nun auch die Gefahr des Hochwassers hier gebannt, keine Selbstverständlichkeit wie uns die Jahre vor der Verlegung der Salze lehrten. Zahlreiche Postkarten berichteten von den Überschwemmungen und die Salzsäcke lagen jederzeit griffbereit. Wo die Salze heute die Straßenkreuzung unterquert, befanden sich früher zwei Brücken: Auf der einen lagen zusätzlich die Gleise der Pferdebahn vom Bahnhof in das Kurviertel. Heute kann man sich an mancher Stelle an diese Zeit vor über 90 Jahren zurückversetzt fühlen – hinterlassen doch die Busse ordentliche Spuren im nicht ganz so alten Pflaster…
Das Haus Steege 10 feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag, liebevoll dekoriert, und wenige Meter weiter begegnet einem ein wunderschönes Haus der Weserrenaissance, übrigens das einzige traufständige erhaltene Gebäude in Bad Salzuflen. Schaut man von hier einmal auf das andere Salzeufer, so ist dort allein das heutige Restaurant Alexandra ein historisches Gebäude und Rest eines ganzen Viertels von Fachwerkhäusern. Hätte sich hier nicht ein Münchener Liebhaber gefunden, der das marode Fachwerkhaus von Grund auf saniert hat, wäre es auch wie die anderen Häuser entlang des Salzeufers in den 1980er Jahren aus dem Stadtbild verschwunden.
Wunderbar restauriert und mit neuem Leben gefüllt, präsentiert sich auch der „Kleiner Grünauer“. Ein Projekt, das dank der Stiftung des Ehepaares Kleiner vom 1849 gegründete Kinderheim Grünau verwirklicht wurde. Grünau, heute nicht nur Kinderheim, sondern eine heilpädagogische Einrichtung, betreibt in diesem Haus das gut etablierte Café, zudem vermietet Grünau Wohnungen, die nach dem Mehrgenerationen-Modell vergeben werden und bildet junge Menschen aus.