Den Marktplatz können wir natürlich nicht verlassen, ohne noch einmal auf die Geschichte des Wochenmarktes einzugehen:
Heute verdeutlicht anschaulich der Marktbrunnen vor dem Toro Blanco die eigentliche Nutzung dieses Ortes. Durch ein bürgerliches Engagement wurde vor einigen Jahren der Brunnen nach einer historischen Vorlage aus dem 18. Jahrhundert mit einer Bronzeeinfassung neu gestaltet. Die beweglichen Figuren veranschaulichen eine Marktszene: Der kleine Junge kauft einen Apfel von der Marktfrau. Fremde Händler hatten früher nur an einzelnen Tagen im Jahr das Recht ihre Produkte in Salzuflen anzupreisen. Selbstverständlich immer unter den strengen Blicken der Marktmeister, die Qualität, Gewicht und Größen der angebotenen Waren auf das Genauste prüften. Auch so mancher Salzufler Händler wurde öffentlich vorgeführt, wenn zum Beispiel das Brot nicht das eigentliche Gewicht aufwies oder die Elle Leinen womöglich viel kürzer und von schlechter Qualität war. Solche Vorführungen kommen beim heutigen Salzufler Einzelhandel übrigens nicht mehr vor – dafür überzeugen die engagierten Händler zu sehr bei Qualität und Preis.
Schaut man einmal hinter die Kulissen des Marktplatzes, lässt sich hinter dem Lebenslang im alten Amtsgericht noch das alte Gefängnis der Stadt inkl. intakter Zellen entdecken. Aber lebenslang war hier niemand inhaftiert! Damit den Amtsleuten bei ihrer zumal oft „trockenen“ Tätigkeit nicht die Luft und Laune ausging, hatte man sich in Salzuflen eine ganz eigene Versorgung mit Naturalien ausgedacht. Frei nach dem Motto: „Was wir essen, können wir auch trinken…“ führte eine eigens gelegte Bierleitung von der benachbarten Kneipe, heute Beckmann’s Bierstube, direkt in das Zimmer des Amtsvorstehers. Natürlich rein inoffiziell! Wäre auch nie bekannt geworden, hätte nicht das ein oder andere Mal der Genuss des kühlen Hellens zu etwas „zu entspannten“ Amtsleuten geführt…
Die allerorts wunderschön gestalteten Inschriften der Häuser erzählen uns nicht immer nur von den Erbauern und Besitzern des Hauses, von frommen Segenssprüchen in kunstvoll gestalteten meist goldenen Lettern – nein hier bei uns in Salzuflen lernt man auch für´s Leben. Denn wie steht doch so trefflich an dem Haus Am Markt 17 (heute Herrenmode Hunecke): Dui wat du wuit, die luie quackt doch! Tu was Du willst, die Leute reden eh!
Ein paar Schritte weiter, in die Ritterstraße hinein, nähern wir uns dem ältesten Siedlungsbereich unserer Stadt. Zuvor überrascht den Besucher aber noch das Hotel Arminius mit seinen zahlreichen Giebeln. Bereits vor über 222 Jahren bestand hier eine Gastwirtschaft in der Ritterstraße 2, das Gasthaus Schröder. Seit 1992 zeigen sich die fünf Fachwerkhäuser des 16. Jahrhunderts (Ritterstraße 2, 6, 8 sowie Schennershagen 2 und 4) nach liebevoller Restaurierung in neuem Glanz. Ergänzt wurde das Ensemble damals durch die Häuser Ritterstraße 4 und 4a. Und auch jetzt steht wieder eine erneute Renovierung von historischer Salzufler Bausubstanz an: Nach dem Kauf der Häuser Brunnengasse 3 und 5 wird das Hotel Arminius künftig durch einen neuen Konferenzraum mit den beiden Gebäuden verbunden.
Gleich am Beginn der Ritterstraße lädt das Brogsitter seit zwei Jahren in gemütlichem Ambiente zum Verweilen ein. Vielen Salzuflern und Gästen ist die Adresse noch bekannt, zauberte hier doch über Jahre Felix Gonzales für seine Gäste – mit überraschenden Tricks und leckeren Cocktails. Zu den Cocktails ist heute eine exquisite Weinkarte gekommen, die mindestens ebenso verzaubert. Die Ritterstraße beeindruckt zusätzlich noch durch ein sehr historisches Straßenpflaster, für Stöckelschuhe nur bedingt geeignet. Doch der Weg durch die schmale Verbindungsstraße vom Marktplatz zum Hafermarkt lohnt sich, entdeckt man doch viele kleine Seitengassen, von denen eine auch zum letzten Stadtturm Salzuflens führt. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…