osterstraße
Schützenfest 1904. Blick vom Marktplatz in die Osterstraße

Nach dem Beginn unseres Streifzugs (in Heft 1) betreten wir nun den historischen Stadtkern. Die Osterstraße ist noch heute die Haupteingangstraße in den historischen Teil Bad Salzuflens. Ob Radfahrer, Fußgänger, Autos oder Busse: Hier herrscht viel Verkehr – stadtein- wie stadtauswärts.

Ein Verkehrsmittel fehlt heute allerdings: So verlief in eben dieser Straße von 1909 bis 1924 die Salzufler Pferdebahn. Sie brachte die Gäste vom Bahnhof über die heutige Bahnhofstraße durch die Osterstraße, der Straße Am Markt entlang, am Salzhof vorbei, bei der Post einbiegend in die Lange Straße bis hin zum Kurhaus. Bereits 1912 nutzen rund 300 Personen täglich diese Bahn, die nur in den Sommermonaten, der Witterung wegen, verkehrte. Eigentlich sollte die Bahn elektrisiert werden, aber wie so oft kam alles anders…. Der Erste Weltkrieg beendete diese Planungen abrupt und durch die Inflation der 1920iger Jahre endete endgültig die Ära der Salzufler Pferdebahn. Sie verschwand 1924 aus dem Stadtbild, die Schienen wurden entfernt und die Strecke durch Omnibusse bedient – wie heute noch der Stadtbus das Zentrum durch die Osterstraße mit der Großgemeinde verbindet.

Nicht zuletzt weil sie eine solche „Einfallstraße“ in die Innenstadt ist, ist der Standort bei Einzelhändlern beliebt. In der Osterstraße mischen sich alteingesessene Ladengeschäfte mit jungem Einzelhandel und Gastronomie. Dabei fallen vor allem stadteinwärts links zwei Geschäfte auf: Die Buchhandlung Emil Maschke überrascht in ihrem Innern mit Möbeln und Regalen, die man gesehen haben sollte – ein Zeugnis längst vergangener Ladenbaukunst. Ein paar Häuser weiter lädt das Anno 1571 zum Essen und Verweilen ein. Auch hier verbinden sich alt und neu: Mit der Erfindung seiner „Schnitzeltasche“ hat Wirt Christian Schatka neue Essgewohnheiten mit einem altbekannten Gericht kombiniert.

Blickt man einmal entlang der Häuser, so fallen gleich die unterschiedlichen Baustile der beiden Seiten der Osterstraße auf.
Blickt man einmal entlang der Häuser, so fallen gleich die unterschiedlichen Baustile der beiden Seiten der Osterstraße auf. Richtung altes Rathaus betrachtet, sind auf der linken Seite noch Salzufler Kleinode der Fachwerkbaukunst erhalten, wie das ANNO 1571. Doch auf der anderen Straßenseite prägen das alte Amtsgericht und seine moderner aussehenden Nachbarbauten das Straßenbild. Das hat seinen Grund: In einer Novembernacht des Jahres 1762 schlug der Blitz in unsere Stadtkirche ein und vernichtete in einem verheerenden Brand nicht nur die Kirche, sondern auch insgesamt 13 Häuser im direkten Umfeld. Zur Freude der Salzufler Kinder war auch die Schule betroffen, doch wurde auch sie, wie all die anderen Häuser auch (Küsterhaus, Bürgerhäuser etc.) wieder aufgebaut. Wie schade für die Kinder….

Kinder konnten sich lange Jahre in den Schaufenstern des Zoogeschäftes Schwabedissen an Tieren erfreuen. Heute sitzen auch hier ein alteingesessenes Geschäft wie Kind Hörgeräte und ein junges Unternehmen wie Travel-A einträchtig nebeneinander. Direkt daneben verbindet sich bei Optik Schumacher Geschichte und Gegenwart: Lothar Schumacher zählte vor 30 Jahren zu den Erfindern des Salzsiederfestes. Heute führt sein Sohn das Geschäft – und der „Schumacher-Stand“ steht immer noch jedes Jahr am ersten Maiwochenende vor der Tür.

Ebenfalls auf eine lange Tradition kann Foto Biesemeier zurückblicken – mit viel Liebe zum Detail und zur Technik.

Wem der Trubel zu viel wird, dem bietet die Straße einen „Fluchtweg“ aus der Innenstadt...
Wem der Trubel zu viel wird, dem bietet die Straße einen „Fluchtweg“ aus der Innenstadt: Neben Optik Schumacher führt eine schmale Stiege hinauf zum Hallenbrink, der Hügel auf dem die Stadtkirche steht, die 1762 abbrannte. Unter den großen alten Bäumen, im Schatten des Kirchturms lässt sich mit der ehemaligen Schule und dem Blick auf den Katzenturm einer der vielleicht schönsten Plätze der historischen Altstadt in Ruhe genießen.

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